Seit dem 15. Spieltag der Saison 2023/24 hat der FCM die Anlaufstelle „Viktoria-Platz“ eingerichtet.

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Schutzkonzept „Viktoria-Platz“ für Betroffene von Diskriminierung und Gewalt hat sich bewährt

Der 1. FC Magdeburg hat seit dem 15. Spieltag der Saison 2023/24 gegen den 1. FC Kaiserslautern bei Heimspielen die Anlaufstelle sowie das Schutzkonzept „Viktoria-Platz“ für Betroffene von Diskriminierung und Gewalt eingerichtet.

Während und außerhalb der Spieltage ist eine Kontaktaufnahme telefonisch, über die Messenger WhatsApp und Signal sowie per E-Mail möglich. Insgesamt elf Ligaspiele und eine Partie im DFB-Pokal war das Team um den Viktoria-Platz im Einsatz, das im Hinblick auf die Etablierung und Abläufe ein positives Fazit zieht. So sagt Felix Nebel aus der Fanabteilung, der an der Konzeption beteiligt war und den Viktoria-Platz inhaltlich als auch organisatorisch leitet: „Es ist nicht einfach, ein neues Konzept an den Spieltagen auch adäquat von der Theorie in die Praxis umzusetzen. Es müssen viele Gewerke und Dienstleister ineinandergreifen und zusammenarbeiten, was nicht immer sofort und reibungslos erfolgt. Das braucht Zeit und Abläufe müssen ihre Routine finden. Dies haben wir aber mit guter interner Kommunikation beim FCM und auch mit den Dienstleistern größtenteils geschafft und Hilfesuchenden konnte Unterstützung gegeben werden.“

Bei den insgesamt zwölf Heimspieltagen gab es neun Fälle, als sich betroffene Personen an den Viktoria-Platz und den 1. FC Magdeburg gewendet haben. Hierunter waren Betroffene von Belästigung, Bedrohung, verbaler und körperlicher Gewalt, sexualisierter Gewalt und Rassismus. Die Unterstützungsangebote beinhalten eine Erstberatung, mögliche Umplatzierung auf andere Plätze im Stadion oder Unterstützung bei der Kontaktaufnahme und Vermittlung zu Fachberatungsstellen. Die Dunkelziffer von Vorfällen wird jedoch, wie gesamtgesellschaftlich auch, darüber liegen und die gemeldeten Fälle nur einen Ausschnitt darstellen, aus dem, was wirklich alles passiert bei so einer Großveranstaltung, wie es Fußballspiele mit mehr als 20.000 Menschen sind.
 


Das Konzept, das mit Unterstützung der Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalt erarbeitet worden ist, und die personelle Aufstellung bildeten die Grundlagen, um die Anliegen der Betroffenen zu bearbeiten. So waren immer zwei Personen am Spieltag im Einsatz, die von der Fanbetreuung unterstützt wurden. Eine Herausforderung stellte der Schlüsselfaktor Kommunikation zwischen den beteiligten Gewerken dar, an dem auch in der laufenden Saison immer wieder Anpassungen und Verbesserungen der Kommunikationskanäle- sowie -abläufe stattfanden. Besonders mit den Sicherheitsdienstleistern gab es eine intensive und enge Zusammenarbeit. Dahingehendsagt Nebel: „Es ist weiterhin unsere Aufgabe eng mit allen Gewerken zusammenzuarbeiten, um nachher in der Praxis schnell und betroffenenorientiert reagieren zu können. Da wollen wir in der neuen Spielzeit ab August anknüpfen.“

So soll ab der Saison 2024/25 auch eine feste Örtlichkeit und Anlaufstelle infrastrukturell realisiert werden in der Avnet Arena Magdeburg, die frei zugänglich, ausgewiesen und im Stadionplan vermerkt ist. Dies wäre eine weitere und niedrigschwellige Kontaktaufnahmemöglichkeit für Betroffene zum Team vom Viktoria-Platz, die Teil der Konzeption ist. Zusätzlich soll diese als Rückzugsort für Hilfesuchende dienen. Bisher war das Team ohne feste Räumlichkeit ausschließlich mobil im Stadion unterwegs, erkennbar durch die auffällig grüne Bekleidung. Dazu wurde mittels Info-Material, wie Postern, Postkarten und auch Visitenkarten auf das Schutzkonzept mit den Kontaktdaten sowie dem Code-Satz: „Wo geht’s zum Viktoria Platz?“ hingewiesen.

Dass die Konzeption in der Praxis funktioniert, zeigte eine anonyme und mit versteckter Kamera getestete Probandin des SWR (Südwestrundfunk) in der aktuellen VOLLBILD – Recherche „Tatort Fußball – wie sicher sind Fans vor Übergriffen?“ aus der ARD Mediathek. Diese greift Sexismus, Diskriminierung und Gewalt im Fußball auf, spricht mit Betroffenen und thematisiert die Anlaufstellen und Schutzkonzepte der Vereine in der 1. und 2. Bundesliga. Darunter wurde auch die Anlaufstelle Viktoria-Platz des 1. FC Magdeburg getestet, mit positivem Ergebnis. Trotz dessen sagt Felix Nebel: „Wir dürfen uns auf positivem Feedback nicht ausruhen, sondern wollen akribisch arbeiten und uns weiter professionalisieren, um mögliche Fehlerquellen in den Abläufen weiter zu minimieren.“

Hier findet ihr die SWR-Dokumentation