1. FC Magdeburg trauert
um Hermann Stöcker
Ehemaliger Außenstürmer im Alter von 84 Jahren verstorben
Nur wenige Wochen nach dem Tod von Joachim Streich hat die Blau-Weiße Familie eine weitere seiner großen Legenden verloren. Am vergangenen Freitag verstarb der erste Mannschaftskapitän des 1. FC Magdeburg, Hermann Stöcker nach langer schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren.
Hermann Stöcker wurde am 6. Januar 1938 in Borne vor den Toren Magdeburgs geboren. Mit dem Fußballsport begann er bei Traktor Borne und Traktor Heyrothsberge. 1955 schloss er sich der Sonderjugend-Mannschaft der BSG Motor Mitte Magdeburg an.
Zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag kam er zum ersten Mal in der Ersten Mannschaft von Motor Mitte bei einem 2:1-Auswärtssieg in einem Toto-Pokalspiel gegen Nordhausen zum Einsatz. Seinen ersten Treffer konnte der Außenstürmer am 15.04.1956 bei einem Ligaspiel in Dessau erzielen. Es folgten bis 1969 insgesamt 342 Pflichtspieleinsätze für den FCM und seine Vorgängermannschaften, in denen er 79 Tore erzielte. Sein wohl wichtigstes und auch legendärstes Tor gelang ihm 1964 beim ersten FDGB-Pokaltriumph der Magdeburger in Dessau. Im Finalspiel gegen den SC Leipzig lagen die Grün-Roten schon 0:2 zurück, konnten das Spiel aber noch zu ihren Gunsten drehen. „Männe“ Stöcker gelang in der Nachspielzeit der 3:2-Siegtreffer.
Hermann Stöcker war der erste Mannschaftskapitän des 1. FC Magdeburg.
Insgesamt dreimal konnte er den FDGB-Pokal mit seinen Mannschaftskameraden in den Händen halten. Zwei weitere Pokalsiege errang er als Co-Trainer unter Klaus Urbanczyk 1978 und 1979. Zweimal stieg er mit dem SC Aufbau (1959) und dem 1. FC Magdeburg (1967) in die DDR-Oberliga auf.
Mit der DDR-Auswahl gewann er bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio die Bronzemedaille. Im kleinen Finale gegen die Vereinigte Arabische Republik konnte er einen Treffer zum 3:0-Endstand beitragen. Bereits in der DDR-U18-Auswahl kam er fünfmal und bei der U23 zweimal zum Einsatz. Später bestritt er sechs Länderspiele für die DDR-Nationalmannschaft und kam achtmal in der Olympiaauswahl zum Einsatz. Er war der erste Magdeburger Torschütze im DDR-Nationalmannschaftstrikot.
Hermann Stöcker hatte in seiner Karriere immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, sodass er nach der Saison 1968/69 seine sportliche Laufbahn beenden musste. Er blieb dem Verein zunächst als Nachwuchstrainer treu, war später unter Klaus Urbanczyk auch Assistenztrainer des FCM-Oberliga-Teams.
Hermann Stöcker bei der Traditionsmannschaft 1969/70 (vordere Reihe, 2. von links).
Hermann Stöcker ist Ehrenmitglied des 1. FC Magdeburg und blieb seinem Verein immer treu, auch wenn er seit 1989 im niedersächsischen Vechta, knapp 300 Kilometer von Magdeburg entfernt, lebte.
Der 1. FC Magdeburg möchte seinen Angehörigen, Freunden und Bekannten sein tiefempfundenes Beileid aussprechen und wünscht Ihnen viel Kraft in den schweren Stunden. Die Blau-Weiße Familie wird ihren „Männe“ Stöcker für immer in ehrendem Gedenken behalten.
Fotos: Archiv, Rolf Briedenhahn