Blick in die Historie des 1. FC Magdeburg

28. April: Pokaltriumph von 1979

Verein

BLICK IN DIE HISTORIE – FDGB-Pokal 1978/79

28.04.1979 FINALE   1. FC MAGDEBURG – BERLINER FC DYNAMO  1:0 n.V.

Der 1. FC Magdeburg ging in sein sechstes FDGB-Pokalfinale als leichter Außenseiter. Immerhin hatte Finalgegner BFC Dynamo bis zu diesem Zeitpunkt eine überragende Saison gespielt. Bis zum Finaltag war der BFC in der Meisterschaft ungeschlagen. Lediglich drei Unentschieden ließen die Berliner bis zum 20. Spieltag zu. Bei 8 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Dynamo Dresden war den Weinroten ihre Erste Meisterschaft kaum mehr zu nehmen. Der 1. FCM als Tabellendritter hatte bereits 11 Punkte Rückstand und musste seine Finalerfahrung sowie Kampfgeist und Willen dagegensetzen.

So entwickelte sich in der ersten Halbzeit zunächst ein zähes Spiel. Beide Mannschaften hatten sehr viel Respekt voreinander. Torchancen blieben vorerst Mangelware. Blau-Weiß schoss vor der Pause lediglich dreimal aufs Tor. Auch wenn der BFC die doppelte Anzahl an Torschüssen hatte, richtig ernsthaft geriet der Kasten von Legende Dirk Heyne aber auch nicht in Gefahr. Der jeweils beste Mannschaftsteil auf beiden Seiten war die Abwehr.
Zu Beginn der 2. Halbzeit erhöhte zunächst der BFC den Druck und hatten durch Netz (51./53.) zwei vielversprechende Tormöglichkeiten. Zunächst verzog er knapp, dann scheiterte er an der Reaktionsschnelligkeit von Dirk Heyne. Doch auch beim FCM war jetzt eine Leistungssteigerung erkennbar. Gute Aktionen von Streich (65.), Sparwasser (69.), Hoffmann (71.) und Pommerenke (73.) beschäftigten die BFC-Abwehr. Aber noch fehlte das letzte Quäntchen. Auf der Gegenseite mussten Steinbach (76.) und Decker (82.) in höchster Not gegen Netz bzw. Pelka klären. Ein Tor gelang beiden Mannschaften nicht mehr, so dass Schiedsrichter Widukind Herrmann beide Teams zur Verlängerung bat.

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Pokalübergabe an den 1. FC Magdeburg. Foto: Fuwo 1979

Hier machte der FCM, unterstützt von über 15.000 Schlachtenbummlern, die von Beginn an keinen „Heimvorteil“ des BFC zuließen, den Eindruck als wollte man sich nicht auf das Elfmeterschießen verlassen. Dann kam die 101. Minute: Sparwasser brachte den siebenten Magdeburger Eckball von links in den Strafraum, Trieloffs Abwehrversuch misslang und aus dem Hintergrund kam Wolfgang Seguin angeflogen und brachte Das Leder mit einem Flugkopfball im BFC-Gehäuse unter. Wieder einmal war „Paule“, der schon beim EC-Finale gegen den AC Mailand in Rotterdam vier Jahre zuvor das entscheidende 2:0 erzielte, der Mann für die entscheidenden Tore.

Doch der BFC gab sich noch nicht geschlagen. Drei Minuten nach dem Führungstreffer musste Dirk Heyne einen Schuss von Terletzki mit einer Glanzparade über die Latte lenken. Zu Beginn der zweiten Hälfte in der Verlängerung reagierte FCM-Trainer Urbanczyk. Mit Mewes und Döbbel brachte er zwei frische Leute für Tyll bzw. Sparwasser. Die Berliner drückten nun mit aller Macht auf den Ausgleich. Für die Blau-Weißen ergaben sich wiederum Kontermöglichkeiten. Martin Hoffmann hatte in der 107. Minute die Entscheidung auf dem Fuß, scheiterte aber. Eine Minute später traf Brillat für den BFC nur den Außenpfosten. In der 112. Minute sorgten zwei BFC-Ecken hintereinander für Getümmel in der FCM-Abwehr. Da Magdeburg seine vielversprechenden Gegenstöße durch Streich (114.) und Seguin (116.) nicht zum „Knockout“ des BFC nutzen konnte, mussten die Elbestädter und ihre Anhängerschaft bis zum Schluss zittern. Nachdem Pelka eine letzte Kopfballchance für den BFC nicht zum Ausgleich nutzen konnte, war es vollbracht.

Der 1. FC Magdeburg hatte bei seiner 6. Finalteilnahme im FDGB-Pokal auch den sechsten Triumph errungen. Der Jubel unter den Spielern und ihren mitgereisten Anhängern war grenzenlos. Der FCM machte seinen Ruf als „Finalmannschaft“ wieder einmal alle Ehre. Die FUWO hatte in ihrer nächsten Ausgabe auch eine dementsprechende Überschrift für ihren Spielbericht parat: „Wer Pokal sagt – meint den 1. FCM!“

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Die Fuwo titelte: "Wer Pokal sagt, meint den 1. FCM!"
   

Statistik

1.FC Magdeburg (weiße Hose / hellblaues Hemd): Heyne – Zapf – Raugust, Seguin, Decker – Tyll (106. Mewes), Pommerenke, Steinbach – Sparwasser (106. Döbbel). Streich, Hoffmann
Trainer: Klaus Urbanczyk

BFC Dynamo (weinrote Hose / weinrotes Hemd): Rudwaleit –  Trieloff – A.Ullrich, Troppa, Noack – Jüngling (104. Brillat), Lauck, Terletzki – Netz, Sträßer (69. Pelka), Riediger
Trainer: Jürgen Bogs

Tore: 1:0 Seguin (101.)
Zuschauer: 50.000 im Stadion der Weltjugend, Berlin (ausverkauft)

FCM-Mannschaftskapitän Manfred Zapf nach dem Spiel: „Meine Freude über den nunmehr bereits sechsten Pokaltriumph ist unbeschreiblich, ist er doch kurz vor Beendigung meiner aktiven Laufbahn mit dem letzten großen sportlichen Höhepunkt gleichzusetzen. Wir kamen mit dem festen Vorsatz nach Berlin, dem souveränen Oberliga-Spitzenreiter einen in allen Belangen gleichwertigen Kampf zu liefern, was uns dann vor allem nach der Pause auch überzeugend gelungen ist. Mit dem Gedanken, das Spiel vorsichtig anzugehen, spielten wir dabei von vornherein nicht. Wir wollten den BFC Dynamo bereits im Mittelfeld binden, was uns durch Steinbach, Tyll und Pommerenke überzeugend gelang. Für diese drei Akteure kam es in erster Linie darauf an, risikovolle Pässe, und, damit verbunden, Konterchancen für den Gegner auf ein Minimum zu reduzieren. Deckers klassereine Partie gegen Riediger, der total beherrscht wurde, nahm uns viele Sorgen. Ich meine, dass wir insgesamt stärker wirkten und verdient siegten“.

Wussten Sie schon ….?: dass BFC-Fans beim Pokalfinale 1979 ein Transparent präsentierten, auf dem “1. FCM -Nu pogodi“ zu lesen war. Ältere Semester erinnern sich sicherlich in diesem Zusammenhang an die russische Trickfilmserie Hase und Wolf, in dem der Wolf ständig gegen das listige Häschen den Kürzeren zog. Der Wolf verabschiedete sich nach jeder Episode mit dem Spruch: „Nu sajaz, nu pogodi“, der übersetzt „Na warte, Häschen“ bedeutet. Doch wie in der Serie siegte auch im 79-er Pokalfinale das „Häschen“.