
Die Jungs zwischen den Pfosten
Almuth Steinhoff berichtet über das Training der Nachwuchstorhüter
Viele Wege führen nach Magdeburg und einige sogar ins NLZ. Torwart-Trainer Tom Schlitter und Leopold Schindel tauschen sich in der kurzen Trinkpause über ihre Heimat aus und müssen schmunzeln, denn beide kommen ursprünglich aus dem Landkreis Weimarer Land, „nur dass mein Heimatort Daasdorf am Berge heißt“, ergänzt U-14-Schlussmann Leopold. Tom Schlitter beendet das kurze Verschnaufen und erläutert seinen beiden Schützlingen das Trainingspensum für die Vormittagseinheit. Das Aufwärmen hatten die Jungs vorher selbständig erledigt; viele Übungen dafür kennen die Nachwuchs-Schlussmänner schon seit Jahren. Hannes Sprecher und Leopold schnappen sich nun „ihre Kugel“ und folgen ihrem Coach vor das Tor auf Platz fünf des NLZ.
Der 23-jährige Tom Schlitter kann sich sehr gut in seine Schützlinge einfühlen. Er hat selbst alle Jugendabteilungen eines HB-Immobilien Nachwuchsleistungszentrums durchlaufen. Zuerst schnürte der gebürtige Buttelstedter in Erfurt seine Töppen, dann bei den „Magdeburger Jungs“. „Ich bin zur zehnten Klasse an das hiesige Sportgymnasium gewechselt.“ Noch immer steht Tom Schlitter zwischen den blau-weißen Pfosten, bildet einen zuverlässigen Rückhalt beim Regionalliga-Team des 1. FC Magdeburg. Derzeit fährt er zweigleisig. „Zum einen bin ich für die Torhüter der U14 und der U15 zuständig. Und dann ist ja der Kasten in der U23 zu hüten, wenn Bedarf besteht. Das Training dafür absolviere ich genauso wie die anderen auch.“ Der Sport-Tag des Tom Schlitter ist so strukturiert, „wie ich mir das derzeit nicht besser vorstellen kann“. Ein persönliches Backup hat er bereits in der Tasche: An der ESM Acedemy erwarb er erste Zertifikate im Sportmanagement.
Hannes und Leopold arbeiten konzentriert: Sprungkraft-Training steht auf dem Plan, um die Explosivität zu verbessern. Einbeinsprünge über vier liegende Stangen, innehalten und den ersten Ball in Kopfhöhe fangen, um den zweiten Ball dann neben das Tor zu lenken. Sieht kompliziert aus, aber das ständige Wiederholen der Abläufe schafft Sicherheit und Automatismen, sodass Tom Schlitter weitere Inputs geben kann. Welche Hand wie zum Ball geht und die Vergrößerung der Handfläche sind Schwerpunkte und Übungen, bei denen immer „nachgeschraubt wird“. Vom Trainer kommt sofortiges Feedback, immer mit positiven und wertschätzenden Worten verbunden. „Meist erkennen die Jungs bereits selbst, was noch nicht so gut war.“ Gedankenschnelligkeit und Selbstreflektion werden so ganz nebenbei trainiert.
Viermal wöchentlich steht das individuelle Torwart-Training im Trainingsplan, abgestimmt mit dem Mannschaftstraining und natürlich mit der Schule. Im Stundenplan der fünf Jungs steht neben den normalen Unterrichtsfächern auch zweimal „ZSp“. Für Sportschüler mit der Einstufung „L-Schüler“ bedeutet dieses Kürzel „Zusatzsport“, also Vormittagstraining in ihrer Sportart. Getreu dem Motto „Getrennt lernen – gemeinsam trainieren“ werden in diesen Trainingseinheiten Schülerinnen und Schüler sowohl der Sportsekundarschule als auch des Sportgymnasiums zusammengefasst.
Auch am Nachmittag arbeitet Torwart-Trainer Tom Schlitter mit zwei seiner Jungs. Nun ist U-15-Torhüter Tom Stark zwischen den Pfosten gefordert. Aus Krankheitsgründen können in dieser Woche Max Weidemenn (U14) und Leon Wittke (U15) beim Training nicht dabei sein, sodass Leopold Schindel hochrückt. Individuelles Training und Mannschaftstraining sind besonders am Nachmittag ineinander verzahnt, sodass auf Abruf der jeweilige Schlussmann zum Team dazukommen kann. Erst am frühen Abend ist der Arbeitstag für die jungen Torhüter, zumindest auf dem Platz, beendet. Im Internat werden noch Hausaufgaben erledigt; das Abendbrot in der Mensa und wenige Freizeitminuten schließen den Tag ab. Für Torwart-Trainer Tom Schlitter steht nun noch die Nachbereitung des Trainings an, Absprachen mit den U-14/U-15-Trainern werden getroffen, und da ist ja auch noch das „zweite Torhüterstandbein“ – das Training und die Spiele mit der U23.
Text: Almuth Steinhoff