Ein jüngerer Jahrgang mit besonderem Charakter
Almuth Steinhoff über die U16 des FCM
Wenn man „Kuhl“ heißt – ist dann der Name vielleicht Programm? Mit einigen U-16-Jungs komme ich während der Mittagspause am Sportgymnasium ins Gespräch. Klar, mit „Cool sein“ verbinden die jungen Fußballer vor allem eine gewisse Lockerheit und ein Entspanntsein. Cheftrainer Lukas Kuhl, 27 Jahre jung, wirkt ruhig und entspannt, ist kein Lautsprecher und kein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie. „Ich bin tatsächlich ruhig und meistens unaufgeregt, zudem aber sehr prinzipientreu.“
Er ist einer der Trainer-Neuzugänge beim HB-Immobilien-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Nach den Stationen beim „energetischen“ Nachwuchs von Cottbus, bei den „Eisernen“ (1. FC Union Berlin) und der „Kumpelschmiede“ (FC Erzgebirge Aue) sind es nun die „Magdeburger Jungs“, die er gemeinsam mit den Co-Trainern Tim Kolzenburg und Manuel Maresca trainiert. „Die Spielidee des 1. FC Magdeburg hat mich überzeugt“, beschreibt Lukas Kuhl die Grundlage jeglichen Trainings. Derzeit arbeiten Trainer und Team an wichtigen Schwerpunkten wie beispielsweise einem hohen Ballbesitzanteil, kurzen und natürlich genauen Pässen, und auch das schnelle Umschalten nach Ballgewinn steht ganz oben auf der Agenda.
Wie der Cheftrainer der Profis Christian Titz orientiert sich Lukas Kuhl auch schon mal außerhalb seines eigentlichen Arbeitsbereiches, er und seine Co-Trainer haben aber ihren eigenen Stil entwickelt. Zurzeit absolvieren die SCM-Handballer der Youngsters und die U-16-Fußballer des 1. FC Magdeburg das Krafttraining gemeinsam. Nicht nur die Jungs tauschen sich untereinander aus, auch die verantwortlichen Trainer können durchaus von dieser Konstellation partizipieren.
Gleiches beschreibt Lukas Kuhl von der der Zusammenarbeit mit den anderen NLZ-Trainern. Der Kern der ehemaligen U-15-Kicker – mit einigen Neuzugängen verstärkt – läuft in der aktuellen Saison als jüngerer U-17-Jahrgang in der Regionalliga Nordost auf. Das Trainerteam arbeitet mit einem relativ kleinen Kader, so dass fast jeder der Jungs auf dem Spielbogen zu finden ist, wenn ein Regionalliga-Spiel ansteht. Von den ursprünglich 20 Nachwuchsfußballern haben drei Kicker den Verein verlassen, aus unterschiedlichen Beweggründen, in einem Fall aus disziplinarischer Sicht.
„Werte wie Zuverlässigkeit und Loyalität sind uns sehr wichtig“, beschreibt Cheftrainer Lukas Kuhl wichtige blau-weiße Tugenden, die ein Selbstverständnis für die Jungs sein sollen. Mannschaftskapitän Moritz Rufener und Vize Rick Lemke bestimmte der Trainer selbst; die Mitglieder des Mannschaftsrates (Max Machon, Justus Kromat und Nick Hoffmann) wurden von den Jungs gewählt. Ein Stück weit Verantwortung liegt immer auch auf diesen fünf jungen Fußballern, ganz ohne Hierarchie geht es in einer Teamsportart nicht.
Im Tor herrscht eine Art Gleichberechtigung. „Hier gibt es keine Nummer 1. Unsere beiden Torhüter Roderic Pagel und Emilian Kania spielen zwei Spiele hintereinander, bestenfalls also ein Heim- und ein Auswärtsspiel.“ Mit dieser Maßnahme werden die positive Konkurrenz und das Voneinander lernen befördert, so der Cheftrainer. Bis zum Dezember bedeutet das für die beiden Schlussmänner also, an jedem Wochenende entweder „Kiste“ oder „Bank“. Der Spielplan der Jungs ist pickepackevoll, und somit sind die wenigen Heimfahrtstage für die vielen Internatsschüler besonders wertvoll.
Aber genauso gewinnbringend sind eben diese Vergleiche mit leistungsstarken, ähnlich trainierenden Teams. „In unserer Liga treten wir gegen gute U-16-Mannschaften an. Die Teams von Hansa Rostock, Energie Cottbus, Hertha BSC, Carl Zeiss Jena, Union Berlin und dem Chemnitzer FC bieten gute Vergleichsmöglichkeiten, denn sie gehören zu den NLZs der jeweiligen Vereine.“
Ganz selbstverständlich sprechen die Jungs vom „nächsten Schritt“, den sie gemeinsam gehen wollen. Es ist zumindest ein recht großer „Step“, denn Lukas Kuhl und seine Co-Trainer planen die Ziele immer für drei Spiele in Folge. „Die anvisierten Punkte, die Anzahl der Tore und die der Gegentore werden besprochen und notiert. Fußball ist zuallererst Ergebnissport. Wir erleben die Abrechenbarkeit zunehmend positiv.“
Mit fünf Spielen hat die U16 die wenigsten Begegnungen auf der Habenseite. Auch das Spiel am vergangenen Wochenende gegen Viktoria Berlin konnte nicht ausgetragen werden. So ist der der derzeitige Tabellenplatz 8 unter den 14 Mannschaften unter Vorbehalt zu sehen. „Die Niederlagen gegen RB Leipzig und Hansa Rostock wären vermeidbar gewesen, wenn alle Potentiale ausgeschöpft worden wären“, blickt Cheftrainer Lukas Kuhl zurück und richtet gleichzeitig den Blick nach vorn: „Wir haben eine Mannschaft, die oben mitspielen kann und wird.“
Gefragt nach dem ein oder anderen Kicker ist noch folgendes „aufgeploppt“: Es gibt sie, die Typen mit besonderer Ausstrahlung oder Präsenz, eben mit AURA, um mit dem Jugendwort des Jahres 2024 zu sprechen.
Der Ordentliche: Nick Hoffmann
Die Modebewussten: Martin Hofmann, Moritz Rufener
Der E-Scooter-Man: Noah Knoblich
Der Mädchenschwarm: Tyler Jacob
Der Schweigsame: Aaron Hübener
Der Langschläfer: Max Machon
Schwiegermutters Liebling: Rick Hoffmann, Nick Lemke, Roderic Pagel
Und es gibt den Cheftrainer, der sehr viel Ruhe ausstrahlt, um der Mannschaft Sicherheit zu geben.
Text: Almuth Steinhoff