Einzug ins Finale gegen Mailand
Knapp 4.800 Spendentickets sind im Rahmen der gedanklichen Reise nach Rotterdam, welche am 08.05.2020 stattfindet, vergeben worden. Block U und FanRat e.V. des 1. FC Magdeburg haben alle Clubfans zur Spendenaktion aufgerufen und verkaufen dabei Ticketpakete für das sich zum 46. Mal wiederholende Ereignis des Europapokalsieges von Rotterdam. Eintrittskarten gibt es im Solo, im Zugfahrkarte oder Flugticket. Bereits 4.800 FCM-Fans haben sich eingebucht und wollen dabei sein. Anlässlich dieser Marke gibt es den Spielbericht vom Halbfinal-Rückspiel im Europapokal vom 24.04.1974 zum Nachlesen.
Informationen und Spendenmöglichkeit unter: https://1974.fcmfanblock.com.
BLICK IN DIE HISTORIE – EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER 1973/74
24.04.1974 HALBFINALE 1. FC MAGDEBURG – SPORTING LISSABON 2:1
Mit einem 1:1 aus dem Hinspiel schuf sich die Mannschaft des 1. FC Magdeburg eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel im Heimischen Ernst-Grube-Stadion am 24.04.1974.
Allen war die einmalige Chance bewusst, in ein europäisches Finale einziehen zu können. Trainer Heinz Krügel, der am Tag des Rückspieles seinen 53. Geburtstag feierte, hatte sich eine kluge Strategie ausgedacht. Ziel war es, die Portugiesen an ihrer Schwachstelle, der Abwehr, zu beschäftigen und mit ständigen Flankenwechseln der beiden Stürmer ihr starres Verteidigungssystem unter Druck zu setzen.
Bereits weit vor dem Anpfiff drängten sich trotz Dauerregens die Zuschauer auf den Rängen des restlos ausverkauften Ernst-Grube-Stadions. Ein FCM-Spieler war für das Rückspiel besonders motiviert – Jürgen Pommerenke. Konnte er doch auf Grund einer Gelbsperre im Hinspiel nicht mitwirken. Keine zehn Minuten waren vergangen, da gelang dem jungen Mittelfeldregisseur nach Vorarbeit von Wolfgang Seguin der Führungstreffer. Das frühe Tor gab den Blau-Weißen noch einmal zusätzlich Selbstvertrauen.
Die Portugiesen zeigten sich aber nicht geschockt, beeindruckten durch ihr technisch hochklassiges Spiel. Der FCM hielt dagegen mit unbändigem Kampfgeist sowie seinem modernen, zielstrebigen und athletischen Angriffsspiel aus einer sicheren Abwehr heraus.
Meistertrainer Heinz Krügel (Mitte) führte den FCM als erster DDR-Verein in ein Europapokalfinale. Foto: Privatarchiv
Während sich Sporting, anders als im Hinspiel, kaum torgefährliche Situationen herausarbeiten konnte, sorgten auf der Gegenseite vor allem Jürgen Sparwasser und Martin Hoffmann immer wieder für höchste Not im Strafraum der Gäste. Das Magdeburger Mittelfeld mit Pommerenke, der beeindruckend das Magdeburger Spiel dirigierte, Tyll und Seguin stieß immer wieder in die freien Räume und setzte die Angriffsspitzen wiederholt klug in Szene. Zweimal brannte es vor dem Pausenpfiff noch lichterloh vor dem Tor von Sporting-Kapitän Damas.
Auch nach dem Wechsel ergab sich zunächst das gleiche Bild. Es entwickelte sich ein hochklassiges, später auch dramatisches Europapokalspiel. In der 70. Minute schien der große Traum vom Europapokalfinale perfekt zu sein. Tyll setzte sich auf der linken Seite gegen Manaca durch, seine Eingabe konnte Sparwasser mit einem Flachschuss zum 2:0 verwerten.
Doch das Spiel war noch lange nicht entschieden. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmten sich die Portugiesen gegen ihr Ausscheiden. Zwölf Minuten vor Abpfiff gelang Marinho der Anschlusstreffer. Jetzt begann beim FCM das große Zittern. Das Nervenkostüm der jungen FCM-Mannschaft wurde auf das Äußerste strapaziert. In den Schlussminuten war nicht mehr viel vom klugen und modernen Spiel der Mannschaft um Kapitän Manfred Zapf zu sehen. Vielfach wurde der Ball nur noch planlos aus dem Strafraum herausgeschlagen, es gab kaum mehr Entlastung. So stand das Spiel am Ende noch einmal auf des Messers Schneide und der FCM hatte noch bange Schlussminuten zu überstehen.
Seitenwahl: Manfred Zapf (re.) wählt. Foto: Privatarchiv
Als der englische Schiedsrichter Taylor endlich das Spiel beendete, kannte der Jubel bei den Blau-Weißen keine Grenzen mehr. Es war vollbracht – zum ersten Mal konnte eine DDR-Mannschaft ein europäisches Pokalfinale erreichen. Inmitten der jubelnden Menge stand das strahlende Geburtstagskind Heinz Krügel. „Mir ist tatsächlich als wäre Ostern und Pfingsten auf einen Tag gefallen“, so der FCM Trainer überglücklich nach dem Spiel. Nur ein FCM-Spieler war trotz des großen Erfolges etwas betrübt. Klaus Decker hatte wegen Zeitspiels kurz vor Abpfiff seine zweite Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb erhalten und war damit für das Finale gesperrt.
Statistik
1. FC Magdeburg (weiße Hose / blaues Hemd mit weißen Ärmeln): Schulze – Zapf – Enge, Abraham, Decker – Seguin, Pommerenke, Tyll, Raugust (79. Hermann) – Sparwasser, Hoffmann
Trainer: Heinz Krügel
Sporting Lissabon (schwarze Hose / grün-weiß quergestreiftes Hemd): Damas – Manaca, Bastos, Alhinho, Carlos Pereira (63. Joaquim Rocha) – Paulo Rocha (81. Tomè), Nelson, Vagner, Baltasar – Marinho, Chico
Trainer: Mario Goulart Lino
Tore: 1:0 Pommerenke (9.), 2:0 Sparwasser (70.), 1:1 Marinho (78.)
Zuschauer: 35.000 im Ernst-Grube-Stadion (ausverkauft)
Trainer Heinz Krügel nach dem Spiel: „Wie wohl jeder aus unseren Reihen bin ich überglücklich. Ehrlich gesagt, ich hatte nach dem 1:1 in Lissabon fest mit unserem Einzug ins Finale gerechnet, aber erst mit Abpfiff ist mir der Stein vom Herzen gefallen. Es war ein Spiel, das körperlich und nervlich viel abforderte. Wir haben lange unsere Konzeption klug eingehalten, hatten mit dem 2:0 den großartig spielenden Gegner recht sicher im Griff. Im Schlussgang ging dann alles nicht mehr so glatt, da suchten wir zu wenig das Spiel, gingen die Nerven mit einigen durch. Hohe moralische Qualitäten, beste physische Verfassung und entschlossenere Angriffsaktionen brachten uns den bisher größten Erfolg in der DDR-Klubgeschichte.“
Wussten Sie schon ….?: dass die Köche des Magdeburger Hotels „International“ Heinz Krügel ein besonderes Präsent zu seinem 53. Geburtstag überreichten: Eine große Torte mit Ball und Fußballschuh aus Schokolade.