„Ich fühle mich auf und
neben dem Platz sehr wohl.“
FCM fragt nach bei: Herbert Bockhorn
Kurz nach Ende der Transferphase hat der 1. FC Magdeburg den zu dieser Zeit vereinslosen Herbert Bockhorn verpflichtet. Der 27-Jährige spielte davor beim VfL Bochum in der Ersten Liga und sammelte auch bereits Erfahrungen in England. Wir sprachen mit Herbie, so sein Spitzname, über seinen Start in Magdeburg, die Zeit bei Huddersfield Town, ständige Umzüge und seine Kindheit.
Herbie, Du bist seit ein paar Wochen beim FCM. Wie hast Du Dich bisher eingelebt?
Die Mannschaft hat mich sehr gut aufgenommen. Magdeburg ist auch nicht ganz so weit von meiner Heimat entfernt. Ich fühle mich auf und neben dem Platz sehr wohl. Auch die Wohnung ist bereits eingerichtet.
Warum hast Du Dich für den FCM entschieden?
Für mich stand fest, dass ich in den oberen beiden deutschen Ligen bleiben wollte. Ich habe den Verein schon länger verfolgt. Mir gefällt die Art und Weise, wie hier Fußball gespielt wird. Ich bin von Natur aus ein offensiver und variabler Spieler, der Trainer lässt gern mit offensiven Außenverteidigern spielen und hat ein spezielles Profil gesucht. Ich denke, dass ich hier gut reinpasse.
Was wusstest Du vorher bereits über den Verein? Was hat Dich überrascht?
Die Jungs haben Lust auf Fußball, das gefällt mir sehr gut und passt auch zu mir. Positiv überrascht hat mich die sehr, sehr familiäre Atmosphäre innerhalb der Mannschaft. Wir verbringen auch außerhalb des Platzes viel Zeit miteinander. Das kannte ich so bisher nicht.
Mit wem verstehst Du Dich am besten?
Das ist schwer zu sagen. Bis jetzt hatte ich mit Cristiano Piccini am meisten zu tun, da wir im gleichen Hotel gewohnt haben. Es finden viele Mannschaftsevents statt und auch der Trainer organisiert in der freien Zeit immer wieder etwas.
Konntest Du die Stadt schon etwas erkunden?
Als ich noch im Hotel gewohnt habe, war ich fast täglich in der Stadt unterwegs. Ich habe festgestellt, dass es hier viele gute Möglichkeiten gibt, um essen zu gehen. Ich kannte die Stadt vorher noch nicht so gut, versuche aber, so viel wie möglich zu sehen.
Herbert Bockhorn kam im September 2022 zum FCM.
Auf dem Platz bist Du flexibel einsetzbar, kannst links wie rechts, defensiv wie offensiv agieren. Wo spielst Du am liebsten?
Ich habe keine bestimmte Lieblingsposition, sehe mich aber am stärksten auf der rechten Abwehrseite. Ich versuche, die Position offensiv zu interpretieren. Das hängt aber auch immer vom System ab.
Bei Bochum hast Du bereits Erfahrung in der 1. und 2. Liga gesammelt. Wie hast Du die Bundesliga erlebt?
Natürlich war es ein Traum von mir, in der ersten Liga zu spielen. Körperlich und läuferisch ist es schon noch mal ein Unterschied, Fehler werden noch konsequenter bestraft. Dort spielen große Vereine in großen Stadien mit einer großartigen Stimmung. Alles in allem hat es sehr viel Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung. Zudem war es eine erfolgreiche Saison für Bochum.
Wie hast Du den VfL Bochum wahrgenommen?
Die Fans leben den Verein, das Stadion befindet sich mitten in der Stadt. Egal ob heim oder auswärts, man hat die Fan-Präsenz immer gespürt, das war ein wichtiger Faktor. Wir wussten immer, dass wir nur als Team funktionieren können.
Welcher Verein hat Dich am meisten geprägt?
Sportlich waren die Jahre in Dortmund sehr prägend. Dort hatte ich sehr gute Bedingungen und konnte einen großen Entwicklungsschritt machen. Die Zeit in England hat mich persönlich am meisten geprägt.
Im FCM-Trikot absolvierte "Herbie" - hier im Spiel bei Hansa Rostock - bisher vier Partien.
In England hast Du bei Huddersfield Town gespielt. Wie kam es eigentlich zu diesem Wechsel?
Im Sommer, als ich noch in Dortmund gespielt hatte, gab es Interesse aus Bochum und Huddersfield. Letztendlich kam mein Wunsch, in England zu spielen und die Bereitschaft von Huddersfield, die geforderte Ablöse zu zahlen, gut zusammen.
Was konntest Du für dich aus dieser Zeit mitnehmen?
Es war enorm aufregend in England. Ich hatte früher schon den Traum, mal in England zu spielen. Aber die Realität sieht dann doch eben manchmal etwas anders aus. Schließlich war es anfangs speziell, jeden Tag englisch zu sprechen, in einem völlig neuen Land zu leben. Es war eine Herausforderung, sportlich und privat im Alltag klarzukommen. Das macht schon etwas mit einem Menschen. Ich habe Dinge anders wahrgenommen, habe mehr Verantwortung übernommen, da ich auf mich allein gestellt war. Aus dieser Zeit habe ich sehr viel mitgenommen und sie war für meine Entwicklung sehr wichtig.
Ist es dadurch auch so, dass Dich durch diese Erfahrung jetzt so schnell nichts mehr umwirft und dass Deine Toleranzschwelle deutlich höher ist?
So kann man es ganz gut zusammenfassen. Es gibt ja immer jemanden, der vielleicht mal ein bisschen meckert. Darüber kann ich dann oft nur schmunzeln und denke mir, dass es immer schlimmer geht.
Herbert Bockhorn im Gespräch.
Wie hast Du den englischen Fußball erlebt?
Der Aufwand drumherum ist noch mal größer als in Deutschland. Das Spiel ist sehr physisch und intensiv. Die Mannschaften haben viele Partien und die Spieler sind viel unterwegs. Das ist extrem. In England dreht sich fast alles um Fußball, auch bei den Fans.
Wie war es, in England zu leben?
Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mich zurechtzufinden. Die Ernährung ist völlig anders und gewöhnungsbedürftig. Nach drei bis vier Monaten ging es aber deutlich besser.
Gibt es etwas, das Du trotzdem aus England mitgenommen hast, weil es Dir dort so gefallen hat?
Das Essen war es nicht (lacht). Mitgenommen habe ich vor allem die Arbeitsethik, die meisten Menschen habe ich in England sehr fleißig wahrgenommen. Was dort an Trainingspensum absolviert wurde, war beachtlich. Die meisten Spieler haben viel investiert, um auf ein entsprechendes körperliches Niveau zu kommen.
Einige Spieler aus Deutschland haben mit Dir in Huddersfield gespielt. Hat Dir das geholfen und mit wem hast Du Dich besonders gut verstanden?
Es hat vieles vereinfacht. Mit Christopher Schindler, Elias Kachunga und Collin Quaner hatte ich sehr viel Kontakt und das hat auch in der Kabine geholfen. Wir waren aber eh eine Mannschaft mit Spielern aus vielen verschiedenen Nationen und haben uns nach der Eingewöhnung untereinander gut verstanden.
Herbert Bockhorn trägt beim FCM die Rückennummer 7.
Welche Erfahrungen aus Deiner bisherigen Karriere möchtest Du nicht missen?
Das ist schwer, da ich bei jeder Station etwas mitgenommen habe – ob sportlich oder menschlich. Besonders war aber natürlich der Bundesligaaufstieg mit dem VfL Bochum und die Erstligasaison mit dem VfL.
Geboren wurdest Du im Jahr 1995 in der ugandischen Hauptstadt Kampala und kamst als Kind nach Deutschland. Berichte doch mal aus Deiner Kindheit.
Meine ersten Erinnerungen habe ich, als ich vier, fünf Jahre alt war. Kurioserweise haben wir in einem Ort gelebt, der Bockhorn heißt. In dieser Zeit sind wir häufig umgezogen. Richtig wohlgefühlt habe ich mich, als wir nach Delmenhorst vor die Tore Bremens gezogen sind. Zu dieser Zeit war ich zwölf Jahre alt.
Als Fußballer ist man viel unterwegs, zieht oft um. Wo fühlst du Dich heimisch?
Das sind auf jeden Fall Delmenhorst und Bremen. Dort lebt meine Familie seit 15 Jahren, dort fühle ich mich heimisch.
Was gefällt dir am Leben als Fußballprofi besonders und was nicht so sehr?
Das Schönste ist, dass ich jeden Tag das machen kann, was mir gefällt. Ich kann jeden Tag Fußball spielen, das ist wunderschön, weil ich davon schon als Kind geträumt habe. Verzichten könnte ich auf den Trubel, der mit dem Fußball oft zusammenhängt. Ich bin ein ruhiger Typ und brauche die oft große Aufmerksamkeit nicht unbedingt.
Interview: Tobias Barthel und Manuel Holscher
Fotos: Norman Seidler
Infos zu Herbert Bockhorn:
Geburtstag: 31. Januar 1995
Geburtsort: Kampala (Uganda)
Nationalität: Deutsch
Beim FCM seit September 2022
Spiele/Tore insgesamt
18/0 Bundesliga
28/1 2. Bundesliga
Vorherige Vereine:
2020 – 2022: VfL Bochum
2019 – 2020: Huddersfield Town
2016 – 2019: Borussia Dortmund II
2015 – 2016: SC Wiedenbrück
2014 – 2015: SV Werder Bremen II
2006 – 2014: SV Werder Bremen (Jugend)
2002 – 2006: FC Kilia Kiel (Jugend)
2000 – 2002: TSV Melsdorf (Jugend)