„Langsam wird es
warm in der Kabine.“
Blau-Weiß interviewt Kai Brünker
Erst eine Ausbildung zum Elektriker, dann Profifußball. Obwohl er erst 26 Jahre alt ist, hat Kai Brünker beruflich und sportlich schon einiges erlebt. Auf der Insel lernte der Angreifer dabei nicht nur das regnerische Wetter, sondern auch die berühmte „englische Härte“ kennen. Bei „Blau-Weiß interviewt“ erinnert er sich an seine fußballerischen Anfänge, verrät, was er während seiner Zeit im Ausland gelernt hat und berichtet, wie sein außergewöhnlicher Spitzname zustande kam.
Die wichtigste Frage zuerst: Du hast uns verraten, dass deine Couch vor kurzem geliefert wurde. Wie geht es dir und wie geht es der Couch?
Mir und der Couch geht es gut. Die Lieferanten haben die auch aufgestellt, sodass ich sie anschließend mit einem Mittagsschlaf einweihen konnte. (lacht)
Du lebst seit fast drei Monaten in Magdeburg. Wie gut bist du in der Stadt angekommen?
Ich fühle mich sehr wohl hier. Um die Stadt kennenzulernen, habe ich schon die ein oder andere Fahrradtour gemacht. Den Dom habe ich ebenfalls schon besucht. Zum Training bin ich auch öfter mit dem Fahrrad gefahren.
„Ich bin ein guter Koch.“
Mit Korbinian Burger hast du einen Mitspieler aus Großaspach mitgebracht. Ihr beide habt auch länger zusammengewohnt. Wie hat denn die WG Brünker/Burger die Nachricht aufgenommen, dass es bald gemeinsam nach Magdeburg geht?
Bei mir war Magdeburg schon länger im Gespräch. Als ich das Korbi erzählte, hat er sich sehr für mich gefreut. Ich habe ihm die Daumen gedrückt, dass auch er einen guten Verein findet. Eines Tages hatte Korbi mir gesagt, dass er einen Anruf von Mario Kallnik erhalten hat. Als ich Zeit bei meiner Familie und meiner Freundin verbracht habe, hat er mich angerufen und gefragt, ob wir nächste Saison nicht wieder zusammenwohnen wollen. Allerdings hat er nur einen Spaß gemacht und sich selbst eine Wohnung gesucht. Das verstehe ich gar nicht, ich bin doch ein guter Koch. (lacht)
Bevor du Profifußballer wurdest, hast du eine Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen. Nimm uns einmal mit in diese Zeit.
Das war eine sehr schöne Zeit. Als ich meine Ausbildung begann, habe ich noch bei FC 08 Villingen in der Jugend gespielt. Später war ich beim SV Zimmern in der Verbandsliga aktiv und wurde ab und an zu Probetrainings eingeladen. In der U17 von 1860 München hätte es auch funktioniert, aber meine Lehre war mir damals zu viel wert, um sie einfach abzubrechen und zu riskieren, später keinen Abschluss in der Tasche zu haben.
So habe ich meine Ausbildung abgeschlossen, noch zwei Jahre als Geselle gearbeitet und nebenbei weiterhin in der Oberliga für Villingen gespielt. Als die U23 des SC Freiburg auf mich zukam, meinte mein Vater, der früher selbst Profi war, dass ich so eine Chance nicht alle Tage bekommen würde und sie nutzen soll. Da habe ich nicht lange überlegt.
Kai Brünker (r.) im Auftaktspiel gegen den Halleschen FC. (Foto: Sportfotos Magdeburg)
Mit welchen sportlichen Zielen – für dich persönlich und für den Verein – bist du nach Magdeburg gekommen?
Der Schritt nach Magdeburg war für mich wie ein rettendes Ufer. Zu meiner Zeit in England lief es anfangs zunächst noch gut, das Jahr darauf hatten wir durch Trainerwechsel und Rotationen viel Unruhe in der Mannschaft. In Großaspach ging es auch gegen den Abstieg. Mit dem Wechsel nach Magdeburg bin ich überzeugt, dass wir sportlich erfolgreicher sein können.
„Meine Lehre war mir damals zu viel wert, um sie einfach abzubrechen.“
Trotz einer harten Vorbereitung verlief der Saisonstart nicht wie erhofft. Was macht dir Mut, dass es künftig besser läuft?
Ich bin überzeugt, dass es besser wird, weil wir jede Problemzone klar benennen und auch die Spieler untereinander sehr kritisch sind. Der Trainer spricht die Dinge in der Videoanalyse auch deutlich an. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele - wenn es nicht läuft - dazu neigen, nichts zu sagen. Dass das hier nicht so ist, macht Mut für die Zukunft.
Mit 26 Jahren befindest du dich im besten Fußballer-Alter. Wie würdest du deine Rolle im Team beschreiben?
Bei meinen vergangenen Stationen habe ich mich immer mit allen gut verstanden. Natürlich sind viele neue Spieler in der Mannschaft, aber langsam wird es warm in der Kabine. Man unternimmt auch viel in der Freizeit miteinander. Das finde ich sehr wichtig.
Dein Spitzname „Panzer“ fasst deine fußballerischen Attribute zusammen: bullig, hartnäckig und suchst gern den Abschluss. Wie ist der Spitzname entstanden?
Der Spitzname ist in meiner Zeit in England entstanden, als mich der Trainer eingewechselt hatte, um vorne die Bälle zu halten und Zeit von der Uhr zu nehmen. Als mein Mitspieler ein Foul begangen hatte, packte ich den Ball unter meine Arme. Zwei Gegner wollten sich den Ball holen und prallten an mir ab. Bei den englischen Fans hatte ich fortan den Spitznamen „Panzer“.
„Habe gelernt, dass man niemals den Kopf in den Sand stecken darf.“
Deine Zeit bei Bradford City FC in der dritten englischen Liga war ein interessanter Lebensabschnitt. Wie wurdest du auf die Insel gelockt und welche Erinnerungen verbindest du damit?
Die Zeit war sehr regnerisch. (lacht) Nachdem ich mit Freiburg aufgestiegen bin, hat mich der SC informiert, dass der deutsche Chairman des Vereins einen deutschen, bulligen Stürmer sucht und sich nach mir erkundigt hat. Am Ende war es eine sehr spontane Entscheidung. Vier Tage nach der Anfrage bin ich schon nach England geflogen.
Nach eineinhalb Jahren bist du in die 3. Liga nach Deutschland zurückgekehrt. Konntest du dort von deinen Auslandserfahrungen profitieren?
Sportlich gesehen eher weniger. Aber auch in sportlich schlechteren Zeiten, wenn man nicht spielt oder der Verein nicht erfolgreich ist, sammelt man trotzdem Erfahrung und entwickelt sich weiter. Damals war ich noch etwas jünger und habe gelernt, dass man niemals den Kopf in den Sand stecken darf und immer dranbleiben muss.
Worin unterscheiden sich der deutsche und der englische Fußball? Ist es wirklich die englische Härte, von der alle sprechen?
Mir kommt es so vor, dass die Engländer einen anderen Körperbau haben. Die Innenverteidiger sind teilweise zwei Meter groß und wiegen 95 Kilogramm. In England wird oft das berühmte „Kick and Rush“ gespielt, also der lange und hohe Pass nach vorne mit dem Kampf um die zweiten Bälle in der gegnerischen Hälfte. Über Physis und Emotion geht im Spiel dort sehr viel.
Du bist ein sehr aktiver Mensch, bei dem nicht oft Stillstand herrscht. Was machst du gern in deiner Freizeit außerhalb des Trainingsplatzes?
In letzter Zeit habe ich das ein bisschen schleifen lassen, weil ich müde vom Training war und mehr Wert auf Regeneration gelegt habe. Sonst bin ich in der Freizeit auch häufig offen für neue Dinge. Ganz egal, ob das beispielsweise ein Instrument, das Zeichnen oder auch die Fotografie ist. Langweilig wird mir nicht.
Jetzt folgen noch ein paar kurze Fragen, um dich ein bisschen besser kennenzulernen.
Über welchen Comedian lachst du gern?
Özcan Cosar, Mirco Nontschew und Mario Barth sind meine Top 3.
Welches ist dein Lieblingsreiseziel?
Dubai, weil ich dort noch nie war.
Eher Typ „aktive Erholung“ oder Typ „Nichts machen“?
Eine gesunde Mischung von beidem.
Du erzielst ein Traumtor: lieber wuchtig in den Winkel oder ein feiner Schlenzer in die Ecke?
Wenn er reingeht, dann der wuchtige Schuss in den Winkel.
In drei Worten: Was bedeutet dir der Fußballsport?
Teamspirit. Emotionen. Leidenschaft.
Welche Träume hast du im Leben?
In erster Linie eine erfolgreiche Saison mit dem FCM. Für später wünsche ich mir ein eigenes Haus mit schönem Garten, zwei Kinder mit meiner Freundin und Gesundheit.
Das gesamte Video-Interview befindet sich online bei FCM.tv: