„Blau-Weiß interviewt“ mit Patrick Möschl

„Man merkt die Fans"

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 „Blau-Weiß interviewt“ mit Patrick Möschl
Seit vier Wochen ist Außenbahnspieler Patrick Möschl nun Teil des Wollitz-Teams. Im Interview spricht der 26-jährige Neuzugang aus Dresden über seine Kindheit im österreichischen Lenzing, seine Jugendzeit in Ried und die Differenzen zwischen österreichischem und deutschem Profifußball. Des Weiteren verrät er, was es ausmacht, Teil eines Traditionsvereines zu sein und wie er an einem Stammplatz beim FCM arbeiten möchte.
 
Möschi, wie ist der FCM an dich herangetreten und wann hast du die Entscheidung getroffen, nach Magdeburg wechseln zu wollen?
Erstmal war es ziemlich spontan, es war einen Tag vor Transferschluss. Ich hatte einen Anruf von meinem Berater bekommen, der mir gesagt hatte, dass der FCM noch einen Außenspieler sucht. Dann hat sich das schnell ergeben, am Abend hatte ich noch mit Herrn Wollitz telefoniert. Er hat mir ein gutes Gefühl gegeben und gesagt, wie er spielen möchte. Danach wollte ich diesen Schritt unbedingt machen.
 
Inwiefern wurden deine Freundin und deine Eltern in die Entscheidung mit einbezogen?
Zuerst gab es die Rücksprache mit meiner Familie und der Freundin, aber die haben alle sofort gesagt: „Mach‘ das“. Für mich war es schon früh klar, dass ich es machen werde. Viel überlegt habe ich gar nicht.
 
„Das Fußballspielen lag mir einfach in den Genen.“
 
Du kanntest zuvor keinen Spieler aus der Mannschaft, hast aber schon oft betont, dass du gut aufgenommen worden bist. Wie haben die Jungs das gemacht?
Ich kam in die Kabine und wurde super aufgenommen. Im Anschluss haben sie mich direkt mit zum Essen genommen und mir gezeigt, wo man hier überall hingehen kann. Deswegen war es für mich ganz einfach, hier Fuß zu fassen.
 
Blicken wir mal etwas weiter zurück, um dich den Fans besser vorzustellen. Wo genau bist du aufgewachsen, hast du Geschwister und wie verlief deine Kindheit in Österreich?
Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Salzburg, direkt in den Bergen. Sobald ich laufen konnte, haben mich meine Eltern gleich den Berg heruntergestoßen. (lacht) Das Fußballspielen lag mir einfach in den Genen – mein Vater hat auch Fußball gespielt, aber nicht professionell. Erst mit acht Jahren bin ich einem Verein beigetreten, weil ich doch noch etwas schüchtern war. Dort habe ich in einem kleinen Dorfklub gespielt, war Stürmer und habe dort viele Tore geschossen. Mit 14 Jahren durfte ich nach Ried gehen. Dort habe ich mich durch die gesamten Jugendmannschaften gekämpft bis hoch zu den Amateuren. Als der Amateurtrainer Trainer bei den Profis wurde, gab er mir die Chance, in der österreichischen Bundesliga Fuß zu fassen.
 
„Nach dem ersten Training wollte ich gar nicht mehr nach Hause gehen.“
 
Einen Großteil deiner Jugend hast du im österreichischen Lenzing verbracht? Wie schaust du auf diese Zeit zurück?
Das war eine richtig schöne Zeit. Da ich so schüchtern war, mussten mich einige Schulkollegen dazu überreden, einmal zum Training zu kommen. Nach dem ersten Training wollte ich gar nicht mehr nach Hause gehen. Auf diese Zeit blicke ich sehr gerne zurück.

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Schnelligkeit, Dynamik und Dribbling sind die größten Stärken von Patrick Möschl. (Foto: Sportfotos Magdeburg)
 
War es immer dein Wunsch Profifußballer zu werden oder hattest du als Jugendlicher auch einen Plan B parat?
Plan B hatte ich wirklich nie parat. In die Freundschaftsbücher, die man früher in der Schule bekommen hat, haben alle reingeschrieben, dass sie Polizist oder Feuerwehrmann werden wollen. Bei mir war es immer „Fußballprofi“ und daran habe ich immer fest dran geglaubt, obwohl viele gesagt haben, dass ich zu klein und schmächtig bin. Genau das hat mir den Ansporn gegeben.
 
Wie verlief deine Schulzeit? Warst du ein fleißiger Schüler oder hattest du nur Fußball im Kopf?
Zum Großteil hatte ich wirklich nur Fußball im Kopf. Meine Eltern haben immer zu mir gesagt: „Patrick, die Schule ist sehr wichtig, da es im Fußball schnell bergab gehen kann.“ Deshalb habe ich meine Matura (Anm. d. Red.: österr. Abitur) in Ried gemacht. Ich war nicht der beste Schüler, aber im Endeffekt habe ich’s durchgezogen.
 
„Wir kämpfen jeden Tag dafür, um den Verein weiter nach oben zu bringen.“
 
Was gibt es für Unterschiede zwischen Ried, Dresden und Magdeburg – um mal deine Profistationen miteinander zu vergleichen.
Man muss ganz klar zwischen Österreich und Deutschland differenzieren, das sind einfach andere Welten. Nicht nur was den Zuschauerschnitt angeht, sondern auch die Professionalität. In Ried war es eine wunderbare Zeit – Hub ab, was dort aus diesem kleineren Klub gemacht wurde. Dann kam der Schritt nach Dresden. Vorher habe ich vor 7.500 Zuschauern gespielt und dort waren es 30.000. Die 2. Bundesliga ist noch etwas kampfbetonter und spielerisch anspruchsvoller als die österreichische Bundesliga. Nun bin ich froh, dass ich in Magdeburg gelandet bin, ich hatte ja auch schon zweimal gegen den FCM gespielt. Wir kämpfen nun jeden Tag dafür, um den Verein weiter nach oben zu bringen.
 
Wie viel Spaß macht es für dich, Teil eines Traditionsvereins zu sein? Ist das ein besonderer Reiz für dich?
Traditionsvereine sind einfach nochmal ein bisschen was anderes. Da ist einfach Herzblut dabei – man merkt die Fans, man merkt die Stadt, da ist einfach alles dabei. Für mich ist es einfach viel schöner, weil wie eine Familie ist, wenn man für so einen Verein spielen darf.
 
Der FCM steht oft im Fokus der Medien. Als dein Wechsel feststand, gab es auch direkt die ersten Presseanfragen. Wie nimmst du dieses hohe Medienaufkommen wahr?
Das war ich auch schon aus Dresden gewohnt, da war es ähnlich, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Medienanfragen sind ganz normal und gehören zu unserem Business dazu. Das muss man auch ordentlich durchziehen und ich habe Spaß dabei.
 
Nach den ersten Spielen, die du nun gesehen und bestritten hast – wie schätzt du das Niveau der 3. Liga ein?
Das Niveau ist für mich richtig gut, muss ich sagen. Spielerisch ist es vielleicht nicht ganz so wie in der 2. Liga, aber das ist auch verständlich. Was ich in den ersten Wochen von uns und unseren Gegnern gesehen habe, ist es sehr ansprechend und sehr körperbetont.
 
Die Erwartungshaltung des Umfeldes hier in Magdeburg ist eigentlich immer recht hoch. Nun verlief die Saison bislang weniger zufriedenstellend. Spürt man als Spieler da einen gewissen Druck?
Dadurch, dass ich nun noch nicht allzu lange da bin, nehme ich den Druck noch nicht so ganz wahr. Ich schaue einfach, dass ich der Mannschaft helfen kann und mache mir selber noch ganz so einen hohen Druck. Aber ich kenne diesen Druck, man merkt es auch am Umfeld, das ist auch verständlich. Für mich persönlich lasse ich den Druck aber noch nicht auf mich zukommen.
 
Wie hast du das Trainerteam um Pele Wollitz, Silvio Bankert und Rene Renno kennengelernt bzw. wie waren deine ersten Eindrücke?
Sie sind klasse Trainer – geben einem immer Tipps und sagen genau, was sie von einem verlangen. Wie gesagt, das Telefonat damals mit Herrn Wollitz war richtig gut. Ich bin sehr zufrieden.
 
Wie möchtest du den Trainer überzeugen, dass er dir einen Stammplatz einräumt?
Das ist ganz einfach: im Training Gas geben und zeigen, dass ich da bin und der Mannschaft helfen kann.
 
„Ganz ehrlich – ich koche nie.“
 
Wie sehr vermisst du die österreichischen Berge in deiner Heimat?
Extrem vermisse ich sie nicht. Ich bin ja schon mit 14 nach Ried gegangen und dort waren auch keine Berge. Jetzt bin ich allerdings ein ganzes Stück weiter von zu Hause entfernt, aber im Urlaub fahre ich immer zur Familie und genieße die Zeit. Da merkt man auch erst, wie schön es bei uns zu Hause ist.
 
Gibt es sonst noch etwas, das du aus deiner Heimat vermisst? Zum Beispiel Schnee im Winter?
Ja, das vermisse ich schon ein bisschen. Wobei – ich bin eigentlich froh, dass hier nicht so viel Schnee liegt wie bei uns zu Hause. Zum Fußballspielen braucht man ihn nämlich nicht. Ansonsten vermisse ich vielleicht noch die Küche, beispielsweise Kasnocken, also Käsespätzle. 
 
Wie sieht deine Abendgestaltung unter der Woche aus?
Nach dem Training bin ich meist noch im Kraftraum. Danach schaue ich, dass ich gut regeneriere und lasse mich manchmal noch behandeln. Zu Hause lege ich mich meist hin, schalte ab und entspanne, um auch am nächsten Tag fit zu sein.
 
Kochst du?
Ganz ehrlich – ich koche nie. Für mich alleine lohnt sich das kaum. Aber wenn meine Freundin hier ist, werden wir das gemeinsam in Angriff nehmen.
 
Wenn du Freunde zum Dinner einlädst – wohin geht es?
Ich tendiere zur L'Osteria.
 
Kurz und knackig: die Bedeutung des Fußballs für dich?
Unfassbar – mein Leben – ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.
 
Ein ausführliches Video-Interview mit Patrick Möschl befindet sich auf „FCM.tv“, dem offiziellen YouTube-Channel des 1. FC Magdeburg: