Zum 75. Geburtstag
von „Uli“ Schulze
Europapokalsieger feierte am 1. Weihnachtstag seinen Geburtstag
Am 1. Weihnachtsfeiertag gab es für unseren ehemaligen Torhüter und Europapokalsieger Ulrich Schulze einen doppelten Grund zu feiern, wurde er doch an diesem Tag 75 Jahre alt. Aus diesem Anlass möchten wir die Gelegenheit nutzen, noch einmal auf eine erfolgreiche Karriere für unseren 1. FC Magdeburg zurückzublicken.
Geboren wurde Uli Schulze am 1. Weihnachtsfeiertag 1947 in Darlingerode. Im Alter von sieben Jahren begann er bei der heimischen Sportgemeinschaft mit dem Fußballspielen, allerdings zunächst als Feldspieler. Im Alter von 13 Jahren wechselte er zur BSG Lok Halberstadt und wurde an die dortige KJS delegiert. Hier war er allerdings zunächst für das Leichtathletikprogramm vorgesehen. Doch sein Weg führte ihn in das Fußballtor. Hier zeigte er sehr gute Leistungen, so dass die Nachwuchsabteilung des SC Leipzig auf ihn aufmerksam wurde. 1964 wechselte er in die Messestadt und hütete fortan das Tor der Juniorenmannschaft des SCL. Dort zeigte er überwiegend herausragende Leistungen, so dauerte es nicht lange bis sich der Harzer Junge in die Notizblöcke der Juniorenauswahltrainer spielte. Insgesamt 10x stand er im Tor der DDR-Juniorenauswahl.
Zur Saison 1966/67 schaffte er es dann in den Oberligakader des SC Leipzig und konnte zwei Oberligaspiele absolvieren. In der darauffolgenden Saison waren es schon zwölf Einsätze in der Meisterschaft sowie drei im Europapokal (Messe-Cup). Allerdings verlor er in der Rückrunde wieder seinen Stammplatz. Das machte ihn wiederum für Heinz Krügel interessant, der mit dem 1. FC Magdeburg dringend einen jungen Torhüter suchte. So kehrte „Uli“ zu Beginn der Saison 1968/69 wieder in „seinen Bezirk“ zurück.
Sein Pflichtspieldebüt für Blau-Weiß gab er am 27. Juli 1968 im Intercup-Spiel bei Jednota Trencin (0:1). Anfangs stand er noch im Konkurrenzkampf mit Hans-Georg Moldenhauer. Nachdem „Molli“ im Sommer 1970 seine Laufbahn beendete, wurde der Darlingeröder bis zum Frühjahr 1976 zur unumstrittenen Nummer 1 im FCM-Tor. Als in der Rückrunde der Saison 1975/76 innerhalb von 14 Tagen durch zwei schmerzliche Niederlagen zu Hause im FDGB-Pokal gegen Vorwärts Frankfurt/Oder (0:3) sowie in der Oberliga beim BFC Dynamo (0:4) beide potentielle Saisonziele nicht mehr erreichbar waren, entschied sich die sportliche Leitung für einen Wechsel im FCM-Tor und gab für den Rest der Saison dem jungen Bernd Dorendorf eine Chance. Uli Schulze war aber zu ehrgeizig sich im besten Torwartalter mit der Reservistenrolle zufrieden zu geben und liebäugelte mit einem Wechsel innerhalb der DDR-Oberliga. Das wurde aber nicht zugelassen. Als im Sommer 1976 die Ablösung des Meistertrainers Heinz Krügel erfolgte, zog der 28-Jährige endgültig seine Konsequenzen und meldete sich bei seinem Herzensclub ab. Seine neue sportliche Heimat wurde der DDR-Ligist Stahl Blankenburg, für den er nach Ablauf einer einjährigen Wechselsperre noch bis 1983 im Tor stand.
Für den 1. FC Magdeburg bestritt Uli Schulze insgesamt 181 Pflichtspiele, davon 16 im Europapokal. Er wurde mit den Blau-Weißen dreimal DDR-Meister, zweimal FDGB-Pokalsieger und gewann 1974 den Europapokal der Pokalsieger. Er ist damit der erfolgreichste Torwart unserer Vereinsgeschichte. Für die DDR-Nationalmannschaft stand er einmal im Tor, ausgerechnet bei einem EM-Qualifikationsspiel gegen Island in Magdeburg.
Neben seinen zahlreichen Erfolgen für unseren Verein, gibt es vor allem ein Spiel, welches für immer mit dem Namen Uli Schulze verbunden sein wird – das Hinspiel im Halbfinale des EC II am 10.04.1974 bei Sporting Lissabon. Bereits nach 40 Sekunden verhinderte Torhüter Uli Schulze mit einer Glanztat gegen Marinho einen Rückstand. Es war die erste von zahlreichen Großparaden, die der gebürtige Darlingeröder zeigen musste. Im Laufe des Spiels wurde er zum Helden von Lissabon. In den zweiten 45 Minuten nahm die Dramatik zu. Unglaublich die 180 Sekunden zwischen der 52. und 55. Minute: Nach einer Flanke in den FCM-Strafraum musste Schulze Kopf und Kragen riskieren und wurde beim Abwehr-versuch von einem Sporting-Spieler im Fünfmeterraum zu Boden gerammt. Er blieb benommen liegen und war sogar einige Sekunden ohne Bewusstsein. Den Nachschuss klärte Abraham mit der Hand. Der bulgarische Schiedsrichter Nikolow zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Die Ausführung ließ drei Minuten auf sich auf sich warten, da der FCM-Torhüter mit einer Kopfverletzung behandelt werden musste. Noch leicht benommen kehrte er ins Tor zurück und wehrte den Ball von Dinis ab.
Fünf Minuten später war Schulze dann schon geschlagen, aber diesmal konnte Decker den Ball noch vor Überschreiten der Torlinie herausschlagen. Im Gegenzug dann ein Konter der Gäste. Hoffmann passte auf Sparwasser und der konnte den Ball nach einem Pressschlag mit Libero Alhinho im Sporting-Tor unterbringen. Der Gastgeber zeigte sich nicht geschockt und verstärkte noch einmal seine Angriffsbemühungen. Immer wieder flogen die Flanken in den Magdeburger Strafraum. Allein in der zweiten Halbzeit betrug das Eckenverhältnis 12:0 für die Sporting-Elf. Doch die vielbeinige FCM-Abwehr mit Uli Schulze als Turm in der Schlacht hielt dem Druck stand - bis zur 76. Minute. Nach einem Freistoß aus halblinker Position kam der FCM-Torhüter nicht an den Ball und Manaca konnte zum Ausgleich einköpfen. In der folgenden Schlussoffensive hielt das FCM-Bollwerk. Mit dem 1:1 legte der 1. FCM den Grundstein zum Einzug in das EC-Finale und zum Europacupsieg 1974.
Nach seiner sportlichen Laufbahn stieg der Diplom-Lehrer für Mathe und Sport in das Trainergeschäft ein. Seine Stationen waren u.a. Stahl Blankenburg, Stahl Thale, Wismut Aue, FC Neubrandenburg, TSG Neustrelitz, Lok Stendal, Croatia Berlin, Vllaznia Shkoder (Albanien) und VB Waren 09. Als Torwarttrainer kehrte er in der Saison 2005/06 für einige Monate auch noch einmal zum 1. FC Magdeburg zurück.
Ullrich Schulze engagierte sich auch neben seiner Trainertätigkeit für zahlreiche Fußballprojekte, so u.a. ehrenamtlich für die Audi Schanzer Fußballschule und als Talentescout für das Football College in Qinhuangdao (China).
Der 1. FC Magdeburg wünscht Ulrich Schulze weiterhin viel Gesundheit und noch viele schöne Stunden mit und um den Fußball und seinem FCM.