50 Jahre Europapokalsieg
Besonderes Jubiläum des größten Vereinserfolges
Der 8. Mai ist ein ganz besonderer Tag in unserer Vereinsgeschichte. An diesem Tag im Jahr 1974 setzte sich Blau-Weiß im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen den AC Mailand durch. Nach einem Eigentor des Mailänder Enrico Lanzi (43.) und einem Treffer von Wolfgang „Paule“ Seguin (74.) gewannen die Magdeburger mit 2:0.
Damit ist der FCM der einzige Verein der ehemaligen DDR, der einen Europapokal gewinnen konnte. Wir sind sehr stolz auf diesen großartigen Erfolg, werden ihn immer in Ehren halten und ihn niemals vergessen.
Im Jahr 2024 jährt sich dieser besondere Erfolg zum 50. Mal. Im Rahmen von „Magdeburg international – 50 Jahre Europapokal“ haben seit dem 1. Mai 2023 verschiedene Veranstaltungen analog zu den jeweiligen Wettbewerbsphasen stattgefunden. Der große Höhepunkt der Jubiläumssaison folgt am Mittwochabend, wenn eine große Feier im AMO Kulturhaus in Magdeburg stattfindet.
Tanzfilm der Theaterballettschule Magdeburg
Auch die Theaterballettschule Magdeburg hat sich mit einem ganz besonderen Tanzfilm diesem Jubiläum gewidmet. Der Film wird auch im Rahmen der Feierlichkeiten im AMO Kulturhaus gezeigt. Tickets für das Event erhaltet ihr weiterhin unter 1fcm.de/tickets (mit Abholung vor Ort) oder direkt an der Abendkasse zum Preis von 20 Euro.
Unvergessener Weg nach Rotterdam und Sieg gegen den AC Mailand
Klar ist: Die Geschichte des Europapokalsieges des FCM bleibt unvergessen.
In der Saison 1973/74 nahm der 1. FCM bereits zum vierten Mal am Europapokalwettbewerb der Pokalsieger teil. Nachdem bislang der Viertelfinaleinzug 1965/66 die beste Ausbeute war, schickte sich der FCM an, in dieser Saison Geschichte zu schreiben. Die Reise begann im Rotterdamer Stadion „De Kuip“ und endete auch dort.
In der ersten Runde bescherte die Losfee den Blau-Weißen den niederländischen Pokalsieger NAC Breda. Da der NAC zu dieser Zeit nur ein Stadion mit geringer Kapazität besaß, wich man nach Rotterdam aus. Mit einem 0:0 traten die Krügel-Schützlinge die Heimreise an.
Im Rückspiel schossen Axel Tyll und Martin Hoffmann mit einem Doppelschlag innerhalb von drei Minuten den 2:0 Sieg heraus.
Im Achtelfinale wartete mit Banik Ostrava dann schon ein härterer Brocken. Beim Hinspiel in der CSSR mussten die Blau-Weißen mit 0:2 eine schmerzbare Niederlage hinnehmen. Robustheit und teilweise übertriebene Härte setzte die Banik-Elf der technischen Überlegenheit unserer Mannschaft entgegen.
Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch startete der FCM in das Rückspiel. Nachdem Wolfgang Abraham bereits in der ersten Halbzeit einen Foulstrafstoß zur Führung verwandeln konnte, war es „Youngster“ Martin Hoffmann, der sechs Minuten vor Abpfiff der regulären Spielzeit das Hinspielergebnis egalisieren konnte. In der Verlängerung war dann der FCM nicht mehr aufzuhalten. Jürgen Sparwasser krönte mit seinem Tor zum 3:0 Endstand die erfolgreiche Aufholjagd der Krügel-Elf.
Im Viertelfinale bekamen es die Magdeburger mit dem bulgarischen Pokalsieger Beroe Stara Zagora zu tun. Durch zwei späte Tore durch Hans-Jürgen Hermann und Siegmund Mewes gab es im Hinspiel einen 2:0-Erfolg für den FCM. Beim Rückspiel gegen die heimstarken Bulgaren kontrollierten die Gäste lange Zeit die Partie. 18 Minuten vor Schluss geriet der Halbfinaleinzug des FCM allerdings noch einmal in Gefahr, als Beroe einen Foulstrafstoß zur Führung verwandeln konnte. Neun Minuten später sorgte erneut Hans-Jürgen Hermann mit seinem Ausgleichstor für das Weiterkommen der Blau-Weißen.
Mit der europäischen Spitzenmannschaft Sporting Lissabon wartete im Halbfinale eine letzte schwere Hürde auf dem Weg ins Finale. In der „Nacht von Lissabon“ wurde FCM-Torhüter Uli Schulze zum schier unbezwingbaren Helden. Reihenweise entschärfte er beste Einschussmöglichkeiten der Portugiesen und hielt obendrein einen Elfmeter. Nachdem Sparwasser einen Konter nach einer Stunde zur 1:0-Führung des Club nutzen konnte, verschärften die Lissaboner noch einmal den Druck. In einer heißen Schlussoffensive gelang Sporting nur noch der Ausgleich.
Im Rückspiel weinte zwar der Himmel, am Ende lachte aber nur einer – der 1. FC Magdeburg mit seinen begeisterten Anhängern. Jürgen Pommerenke, der im Hinspiel gelbgesperrt fehlte, erzielte bereits nach neun Minuten die FCM-Führung. Als Jürgen Sparwasser 20 Minuten vor Abpfiff zum 2:0 traf, schien das Finale zum Greifen nah. Doch die Portugiesen gaben sich noch nicht geschlagen und kamen acht Minuten später zum Ausgleichstreffer. Der FCM hatten noch einige bange Minuten zu überstehen, doch nach dem Schlusspfiff des englischen Schiedsrichters Taylor gab es kein Halten mehr. Die Mannschaft hatten ihrem Trainer, der an diesem Tag seinen 53. Geburtstag feierte, das schönste Geschenk präsentiert – der 1. FC Magdeburg erreiche als erste Mannschaft aus der DDR ein europäisches Halbfinale.
8. Mai 1974: 1. FC Magdeburg – AC Mailand 2:0
Meistertrainer Heinz Krügel musste im Finale den Ausfall von Klaus Decker verkraften, der im Halbfinale seine dritte Gelbe Karte erhielt und dadurch für das Finale gesperrt war. Der alte Trainerfuchs brachte für ihn überraschenderweise Helmut Gaube und der Niederndodeleber machte das Spiel seines Lebens. Seine Aufgabe war es, Regisseur Gianni Rivera, immerhin Fußballer des Jahres in Europa, in Schach zu halten. Diese Aufgabe gelang ihm eindrucksvoll. In den ersten 30 Minuten hatte der FCM vor nur knapp 5000 Zuschauern im Rotterdamer „De Kuip“, darunter 400 linientreue Schlachtenbummler aus Magdeburg und Umgebung, mit Nervosität zu kämpfen. Aber mit zunehmender Spielzeit stellte man sich immer besser auf die „Rossonieri“ ein.
Die erste Chance hatten allerdings die Italiener, doch Tresoldi scheiterte an Schulze. Der Club hatte einen Kopfball von Sparwasser, der knapp am Tor vorbei ging, zu verzeichnen. In der 41. Minute inszenierten die Blau-Weißen einen schnellen Gegenangriff über Raugust, dessen Eingabe lenkte Lanzi vor dem einschussbereiten Sparwasser ins eigene Tor. Kurz vor der Pause hätte Seguin mit einer Doppelchance sogar das zweite Tor erzielen können.
In der zweiten Halbzeit gelang es dem FCM, das Spiel zu kontrollieren. Bereits kurz nach Wiederanpfiff hatte Sparwasser, nach einem Fehler von Schnellinger, das 2:0 auf dem Fuß. Doch zunächst konnte ein italienisches Abwehrbein in letzter Sekunde den Einschlag in das leere Tor verhindern, im zweiten Versuch scheiterte er an Pizzaballa. Einmal geriet der FCM noch in Gefahr, als Abraham für seinen bereits geschlagenen Torhüter per Kopf vor der Torlinie retten musste. Die Entscheidung fiel eine Viertelstunde vor Schluss, als Seguin einen Pass von Tyll aus spitzem Winkel am italienischen Torwart vorbei zum 2:0 ins Tor hämmerte.
Das war die Entscheidung: Den Mailändern gelang es nicht mehr, dem Spiel eine Wende zu geben, die Magdeburger waren nun sogar einem dritten Treffer näher als die Mailänder dem Anschluss. Die letzten Sekunden genoss Heinz Krügel im Blitzlichtgewitter der anwesenden Fotografen. Er hatte das einmalige Kunststück vollbracht, seine Mannschaft innerhalb von acht Jahren aus der Zweitklassigkeit bis auf den europäischen Fußballthron zu hieven. Was diese Geschichte so einmalig macht, ist die Tatsache, dass ihm dieses ausschließlich mit Spielern aus der Region gelang.
Trainer Heinz Krügel nach dem Spiel: „Ich wusste, dass diese Mannschaft das Vertrauen rechtfertigen würde. Sie hat alles umgesetzt, was sie kann, und sie spielte sich dann sogar in europäisches Spitzenniveau hinein. Sie hat den AC Mailand mit dessen Mitteln geschlagen; aus einer sicheren Abwehr gekontert und den Gegner so ,niedergespielt‘, wie es in dieser Art Mailand oft genug gemacht hat.“
Statistik
1. FC Magdbeurg (blaue Hose / weißes Hemd mit breiten blauem Längsstreifen): Schulze – Zapf – Enge, Abraham – Seguin, Pommerenke, Gaube, Tyll – Raugust, Sparwasser, Hoffmann
Trainer: Heinz Krügel
AC Mailand(weiße Hose / schwarz - rot längstgestreiftes Hemd): Pizzaballa – Schnellinger – Sabadini, Lanzi, Anquiletti – Maldera, Rivera, Benetti, Bergamaschi (59. Turini) – Tresoldi, Bigon
Trainer: Giovanni Trapattoni
Tore: 1:0 Lanzi / Eigentor (41.) 2:0 Seguin (74.)
Zuschauer: 4.641 im Stadion Feyenoord (De Kuip), Rotterdam
Fotos: 1. FC Magdeburg / Archiv