Ein neuer Lebensabschnitt in Magdeburg

Schulschluss am Magdeburger Sportgymnasium – es ist dreiviertel drei, und über die große Haupttreppe wuseln Mädchen und Jungen aller Klassenstufen Richtung Wochenende, zu den Fahrradständern, zur Straßenbahn oder hinüber ins Sportinternat. Zahlreiche der Sportschüler wohnen in dieser unmittelbaren Nachbarschaft und profitieren von den kurzen Wegen zwischen Schule, Mensa und dem „Unter-der-Woche-Zimmer“.

Zwischen den jüngeren Internatsbewohnern sortieren sich auch Franco, Nils, Philipp und Niklas aus der Klasse 7b vor der großen Glasscheibe an der Rezeption ein, holen ihren Zimmerschlüssel ab und „verholen sich für ein halbes Stündchen in ihrer Koje“, dem gemütlichen Bett in den Zweierzimmern. Training und Ligaspiele am Wochenende warten, da ist jede Minute Ruhe willkommen. Felix und Paul, zwei weitere Neuzugänge der Klasse, wohnen in Magdeburg. Der Schultag und die Woche überhaupt sind anstrengend, geprägt vom Lernen, vielen Tests und dem täglichen Training. 

Inzwischen haben sich die sechs Jungs an die Zwölf-Stunden-Tage gewöhnt. Klar, dass der Fußball den Alltag prägt. Inzwischen trainiert das Sextett, welches natürlich den L-Status besitzt, an manchen Tagen zweimal. „Das geht nur an einer Sportschule“, erklärt Philipp aus dem brandenburgischen Deetz, der von der Havel an die Elbe gewechselt ist. DFB-Stützpunkt und Probetraining gaben dem jungen Verteidiger die Chance, sich am HB-Immobilien-Nachwuchsleitungszentrum (NLZ) zu beweisen. 

Dass aus Spaß schnell fußballerischer Ernst werden kann, erfuhr vor sechs Jahren der 14-jährige Franco Ajidaucei: Spielerischer Beginn beim FC Halle-Neustadt, dann drei Jahre Grundlagenausbildung beim VfL Halle 96, und nun ist Franco bereits Stammspieler in der U15 des 1. FC Magdeburg. 

Klassenkamerad Nils erlernte das Fußball-ABC bei der SG Sandersdorf. Schritt für Schritt möchte er auf dem Weg zum Profi gehen, „das Umfeld stimmt hier in Magdeburg, zum Beispiel sind die Lehrer entspannt, wenn wir Stress mit den Terminen im Sport haben.“ Internat und neue Freunde geben zusätzlichen Halt. 

Für Innenverteidiger Felix entfallen seit diesem Schuljahr die Fahrzeiten zur Schule und zum Training, „hier auf dem Campus gibt es kurze Wege, und ich kann die eingesparte Zeit für andere wichtige Dinge nutzen.“ Durch den Internatsbesuch entfallen für die „Elterntaxis“ die Fahrten zum Training – das weiß auch Niklas, der vom Halleschen FC ans HB-Immobilien Nachwuchsleistungszentrum wechselte. 

Paul ist ein Magdeburger Junge, der beim MSV Börde begonnen hatte, intensiver zu kicken. Derzeit wird er durch das NLZ fußballerisch betreut, für Testspiele steht er für die U14 des FCM zwischen den Pfosten, für Pflichtspiele der U15 hütet er beim SV Arminia Magdeburg das Tor. Und hier zeigt sich auch die Attraktivität, als Nachwuchskicker in Magdeburg aktiv zu sein: als Stadtvertreter qualifizierten sich die Arminia-Jungs für den Pape-Cup, und für Paul wird der große Traum vieler Gleichaltriger wahr – er wird in der Getec-Arena auflaufen dürfen.

Alle sechs Jungs loben unisono den guten Kontakt zu Lehrern und Trainern – ist also alles im grünen Bereich? Zur 7. Klasse nehmen beide Magdeburger Sportschulen talentierte Fußballerinnen und Fußballer auf, die zumeist von außerhalb kommen und somit einen der begehrten Internatsplätze in Anspruch nehmen können. Schulische Herausforderungen mit einer weiteren Fremdsprache und neuen Unterrichtsfächern, dann die Ansprüche im Sport sowie die Selbstorganisation innerhalb der Schul- und Trainingswoche, nicht zu vergessen die Wettkämpfe am Wochenende – nicht jeder schafft diese Doppelbelastung mit wenig freier Zeit und das weit weg vom vertrauten Zuhause. 

Vielleicht hilft es den sechs Jungs, dass sie in einer „Männertruppe“ lernen – in der Klasse 7b werden nur Fußballer beschult, elf davon werden im NLZ ausgebildet. Sicher ist es aber das besondere Umfeld, das fördernd und fordernd jeden Tag ein kleines Abenteuer darstellt.