„Blau-Weiß interviewt“ mit Daniel Steininger

„Fleißig sein, mehr

machen und

richtig beißen.“

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„Blau-Weiß interviewt“ mit Daniel Steininger

Torriecher, Derbyheld, Meniskus-OP – bei „Blau-Weiß interviewt“ spricht Winterneuzugang Daniel Steininger über sein Vorhaben in Magdeburg, seine ersten Wochen im Kreise der Mannschaft und die Vergangenheit in Fürth. Zudem schwärmt der 24-jährige Angreifer von den FCM-Fans und erklärt, wie er an einem Stammplatz unter Cheftrainer Pele Wollitz arbeiten will.



Steini, bist du denn gut in Magdeburg angekommen und konntest schon eine Wohnung beziehen?
Zu aller erst musste ich natürlich erstmal in einem Hotel wohnen und war fleißig auf Wohnungssuche. Das hat dann zum Glück schnell geklappt, sodass ich innerhalb von zwei Wochen eine Wohnung finden konnte und mittlerweile auch schon eingezogen bin.

Verrate uns doch einmal, wann du das erste Mal etwas über den 1. FC Magdeburg gehört hast.
Ich denke, das war während meiner Zeit in Fürth, als der FCM aus der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen ist. Richtig wahrgenommen habe ich den Verein beim Aufstieg in die 2. Bundesliga – was hier so los ist, welche Tradition hier herrscht und was es für eine große Masse an Fans gibt. Das ist schon Wahnsinn.

„Ich hatte von Anfang an ein gutes Bauchgefühl.“

Wie kamen der Kontakt und schlussendlich der Wechsel zum FCM zu Stande?
Den ersten Kontakt gab es bereits in der Sommerpause, da gab es Telefongespräche mit dem Berater und den Verantwortlichen hier. Im November gab es erneuten Kontakt, da bin ich auch hierhergefahren, um mir das Ganze anzugucken und Gespräche zu führen. Ich hatte von Anfang an ein gutes Bauchgefühl, dass es hier gut passen könnte. Umso mehr freue ich mich, dass es nun im Winter geklappt hat und ich jetzt hier bin.

Nun hast du das erste Mal Bayern verlassen und spielst weit weg von deiner Heimat Fußball in Magdeburg. Wie viel Überwindung hat dich dieser Schritt gekostet?
Das hat mich nicht viel Überwindung gekostet, da ich auch schon seit zehn Jahren aus dem Elternhaus raus bin. Zudem war ich ja auch schon ein Jahr lang in Regensburg. Für mich war es wichtig, jetzt einfach mal etwas Neues zu sehen. Dass man schlussendlich etwas weiter von zu Hause weg ist, das kann man im Fußball nie vorhersehen. Aber ich glaube, das ist auch ein ganz guter Schritt, um noch einmal eine Persönlichkeitsentwicklung zu nehmen.

Hatten deine Familie und Freunde ein Mitspracherecht bei diesem Wechsel?
Im Fußball kann man es sich manchmal nicht aussuchen, wo man im Endeffekt landet. Also gab es nicht wirklich ein Mitspracherecht für Freunde und Familie. (lacht)

„Ich habe mich schnell wohlgefühlt.“

Inwiefern kam dir das Trainingslager in Spanien gelegen, um die neuen Mitspieler kennenzulernen?
Erstmal ist es natürlich nicht ganz so einfach: Die Mannschaft war im Trainingslager, bis auf „Gjasu“ kannte ich niemanden und dann kam ich zwei Tage später nachgeflogen. Aber ich denke, das hat alles ganz gut funktioniert, die Jungs haben mich von Anfang an wirklich gut aufgenommen und ich habe mich schnell wohlgefühlt.

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Daniel Steininger im Testspiel im spanischen Novo Sancti Petri.

Hat „Gjasu“ dich denn etwas an die Hand genommen und das Integrieren erleichtert?

Eigentlich hieß es erst, dass ich mit ihm in einem Zimmer bin, aber das war dann doch nicht so. Aber ich habe mich natürlich gleich von Anfang an mit ihm ausgetauscht.

„Ich hab‘ so bissl ein Näschen, wo der Ball runterfallen könnte.“

Du wurdest ja verpflichtet, um unseren Angriff zu verstärken. Welche Attribute schreibst du dir selbst zu, die der Mannschaft helfen können?
Ich denke, ich lebe auf jeden Fall von meiner Athletik, meiner Schnelligkeit und meiner Geradlinigkeit. Ich würde mich auch als sehr torgefährlichen Spieler bezeichnen. Ich hab‘ so bissl ein Näschen, wo der Ball runterfallen könnte. Das wichtigste ist, dass ich Geradlinig bin und einen guten Zug zum Tor habe.

Wie war dein erster Eindruck vom Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz?
Ich kannte ihn vorher auch nur durch die Medien als er noch bei Cottbus oder Osnabrück tätig war. Ich wusste, dass es ein sehr emotionaler Trainer ist. Genauso wie ich es mir vorgestellt habe, war es im Endeffekt auch. Sehr viel Emotionalität im Training, viel Zug, sehr laut, er weiß was er will, gibt den Spielern Anweisungen und motiviert. Also alles wirklich sehr positiv.

Was verlangt der Trainer von dir und wie oft sucht er das Gespräch mit einzelnen Akteuren?

Der Trainer spricht sehr viel mit den Spielern, natürlich auch mit mir. Ich weiß genau, was er von mir sehen will und von mir fordert. Daran werde ich Tag für Tag arbeiten und ich hoffe, dass ich dann auch irgendwann mal ein Kandidat für die Startelf bin.

In Fürth hast du auch mehrere Trainer kennengelernt. Was denkst du, wie lange dauert der Prozess, dass sich Mannschaft und Trainer kennenlernen und der Trainer seine Spielidee realisieren kann?
Ich denke, pauschal kann man das nicht sagen. Aber ich denke, es ist wichtig, dass man von Anfang an sofort weiß, wo noch weitere Prozentpunkte herauszuholen sind. Das hat das Trainerteam meiner Meinung nach ganz gut erkannt. Da gilt es jetzt, Tag für Tag dran zu arbeiten und sich immer weiter verbessern zu wollen.

„Wichtig ist nur, dass man dranbleibt und weiterhin Gas gibt.“

Vor deinem Wechsel zum FCM warst du knapp ein halbes Jahr lang verletzt (Meniskusverletzung). Wie ist die Verletzung entstanden und wie wurde sie behandelt?
Das war einfach eine Aktion im Spiel, wo ich gemerkt habe, dass nichts mehr geht. Dann kam auch schnell die Diagnose, wo man denkt: „Scheiße!“. Nach der OP waren es dann fünf oder sechs Wochen, die ich ausgefallen bin. Danach musste ich mich wieder herankämpfen. Da muss man fleißig sein, mehr machen und richtig beißen, damit man wieder auf das alte Niveau kommt.

Würdest du sagen, dass es bislang deine schwierigste Zeit in deiner noch jungen Karriere war?
Ja, das würde ich schon sagen. Es war auch meine erste OP, vorher hatte ich noch gar nichts. Das war eine ungewohnte Situation, aber ich denke, an solchen Situationen wächst man auch und man kann sich Kraft holen. Sowas passiert einfach im Fußball, das ist ein Kontaktsport. Wichtig ist nur, dass man dranbleibt und weiterhin Gas gibt.

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Im ersten Pflichtspiel 2020 kam Steininger zu einem Kurzeinsatz. Foto: Sportfotos-MD

Es gab auch schönere Erlebnisse – zum Beispiel hast du 2016 und 2018 beim Derbysieg mit Fürth in Nürnberg getroffen. Was waren das für Erlebnisse?
Das waren bislang die absoluten Highlights in meiner Karriere. Das war Wahnsinn, beide Male im Auswärtsspiel zu treffen. Da ist dann natürlich einiges los in der Stadt bei dieser Rivalität – es ist ja das älteste Derby in Deutschland. Zweimal ein Tor zu schießen und zweimal zu gewinnen ist dann natürlich umso erfreulicher. Da wurde ordentlich mit den Fans gefeiert.

Also magst du Auswärtsspiele lieber?
Das ist mir eigentlich relativ egal. Ich versuche immer, das Bestmögliche herauszuholen, egal ob daheim oder auswärts.

Ist es eine Stärke von dir, gerade in solch wichtigen Spielen präsent zu sein und sich auf seine Leistung zu konzentrieren?
In Nürnberg waren zweimal über 50.000 Zuschauer, aber so viele große Spiele hatte ich noch nicht in meiner Karriere. Aber mir ist es gelungen, dort zu treffen und gute Leistungen abzurufen. Es ist auf jeden Fall kein Schwachpunkt von mir.

Gegen Zwickau wurdest du das erste Mal eingewechselt, was war das für ein Gefühl, als in der MDCC-Arena erstmals dein Name von den FCM-Fans gerufen wurde?
Ich hatte ja schon ein Auswärtsspiel hier, da fand ich es schon sehr gut, wie es hier abgeht – wie die Fans Stimmung machen und die mannschaft nach vorne peitschen, genauso war es auch gegen Zwickau und in Mannheim. Das ist atemberaubend und das sind auch keine Drittligaverhältnisse, sowas sieht man auch in der 2. Liga selten.

Du hast sowohl die 2. Bundesliga als auch die 3. Liga kennengelernt. Wo machst du die größten Unterschiede zwischen den beiden Ligen fest?
Erstmal würde ich sagen, dass sich der Fußball auch etwas verändert hat. Die 3. Liga ist mittlerweile schneller geworden und es wird auch guter Fußball gespielt. Ich kann mich noch erinnern – damals wurden von den meisten Mannschaften einfach nur hoch und weit nach vorne gekloppt. Mittlerweile gibt es viele Vereine, die Fußball spielen wollen und das finde ich auch gut so. In der 2. Liga kommt es noch auf mehr Details an, aber der Unterschied wird immer kleiner.

Mit drei Stichworten – was macht den FCM in deinen Augen aus?
Tradition, Leidenschaft und ein brutal gutes Miteinander.