FCM fragt nach bei… Mittelfeldspieler Daniel Elfadli

„Für mich ist ein Traum

in Erfüllung gegangen.“

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FCM fragt nach bei… Mittelfeldspieler Daniel Elfadli

Im Sommer wechselte Daniel Elfadli vom Regionalligisten VfR Aalen zum 1. FC Magdeburg. Beim Zweitligisten erkämpfte sich der 25-Jährige nach einer kurzen Anlaufzeit einen Startelfplatz und überzeugte mit guten Leistungen im defensiven Mittelfeld. Wir sprachen mit ihm über seinen Wechsel zum FCM, seinen Eindruck von der 2. Bundesliga und wie es sich anfühlt, A-Nationalspieler zu sein. 

 

Daniel, im Sommer bist Du aus der Regionalliga vom VfR Aalen zum FCM gekommen. Was hast Du gedacht, als Du von der Anfrage erfahren hast?

Daniel Elfadli: Es war am Anfang unglaublich. Mein Berater hat mir vom Interesse des FCM erzählt. Ich konnte es zunächst gar nicht richtig glauben, es wurde aber recht schnell konkret und ich habe mich total gefreut, dass es mit dem Wechsel so gelaufen ist. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen.  

Wie lange hat es bis zu Deiner Zusage gedauert?

Es gab keinen Zweifel, dass ich zusage. Im Alter von 25 Jahren gibt es solche Chancen nicht so oft. Dann noch bei einem Verein wie dem FCM, mit einer solch unfassbaren Fan-Basis. Da wusste ich sofort, dass ich es machen möchte.

 

Elfadli_Gespraech

Daniel Elfadli kam im Sommer 2022 vom Regionalligisten VfR Aalen zum FCM.

 

War es im Rückblick für Dich ein Vorteil, dass Du bereits etwas mehr Lebenserfahrung als mit 18, 19 Jahren hattest, um die zahlreichen Eindrücke aus den vergangenen sechs Monaten besser zu verarbeiten?

Das sehe ich absolut so. Es hilft mir auch, nicht die Bodenhaftung zu verlieren und dass ich mich auf das Wesentliche konzentriere. Das Alter und die Reife im Kopf haben mir auch geholfen, gut mit weniger positiven Erlebnissen umzugehen. 

Du hast mit Deinem Wechsel gleich zwei Ligen übersprungen. Wie waren Deine ersten Eindrücke, als Du zum Club gekommen bist?

Es war alles sehr, sehr aufregend und das ist es noch immer. Der FCM ist eine ganz andere Hausnummer als der VfR Aalen. Die 2. Bundesliga, das ganze Umfeld – in Magdeburg wird sehr professionell gearbeitet. Das hat mich angespornt und motiviert.

 

Elfadli_Training

Im Trainingslager in Side bereitet sich der 25-Jährige mit der Mannschaft auf die Rückrunde der 2. Bundesliga vor.

 

Der Wechsel war ein großer Schritt. Was war für Dich anfangs die größte Herausforderung?

Das fußballerische Niveau. Zwischenmenschlich habe ich mich schnell zurechtgefunden, beim Tempo und feintechnisch hat mir anfangs noch etwas gefehlt. Dass es anfangs etwas Zeit braucht, war mir aber klar und ich war bereit, die Geduld aufzubringen. Letztendlich bin ich glücklich, dass ich mich in den genannten Themen weiterentwickeln konnte. 

Wie hast Du Chefcoach Christian Titz und das Training anfangs erlebt?

Das Training ist schon speziell und für mich enorm beeindruckend. Das Trainerteam und unser Chefcoach Christian Titz arbeiten professionell. Sie gehen sehr stark ins Detail und individuell auf jeden Spieler ein, um jeden Einzelnen besser zu machen. Das sind andere Ansätze, die aus meiner Sicht aber auch erfolgversprechend sind.

 

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Nach kurzer Anlaufzeit spielte sich Daniel Elfadli in der Startelf des Clubs fest.

 

Was macht den Cheftrainer aus?

Christian Titz geht auf die Spieler zu, spricht viel mit jedem. Das gilt besonders auch für die neuen und die jungen Spieler. Das ist nicht selbstverständlich. Trotzdem lässt er uns im Spiel und Training einen gewissen Freiraum, sodass wir uns auf dem Platz bis zu einem gewissen Punkt ausleben können. 

Du hast Dein Profi-Debüt gleich im ersten Saisonspiel gegen Fortuna Düsseldorf gefeiert. Im DFB-Pokal-Topspiel gegen Eintracht Frankfurt hast Du Dein startelf-Debüt gegeben. Was hast Du Dir kurz vor Spielbeginn gedacht?

Das war wie im Film. Früher habe ich diese Spiele nur im Fernsehen gesehen, jetzt war ich plötzlich selbst mittendrin. Es ging unfassbar schnell. Wenige Wochen vorher habe ich noch vor 500 Zuschauern gespielt, jetzt vor mehr als 25.000 Zuschauern gegen den amtierenden Europa-League-Sieger. Das war eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde, auch wenn ich mir den Verlauf etwas anders gewünscht hätte. 

Zu Beginn warst Du in der 2. Bundesliga nicht so oft auf dem Platz. Im DFB-Pokal bist Du zur Halbzeit ausgewechselt worden. Wie bist Du damit umgegangen?

Der Glaube an sich selbst, an das eigene Können ist enorm wichtig. Den sollte ein Spieler nicht verlieren. Ich wusste immer, was ich kann. Dass es mal schlechte Spiele gibt, ist ganz normal. Deshalb wusste ich ja auch, dass ich anfangs noch nicht auf dem Niveau war, das nötig war. Dieses Bewusstsein, dass man noch etwas Zeit braucht, ist hilfreich. Und das hatte ich.

 

Elfadli_Frankfurt

Im DFB-Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt stand der Mittelfeldspieler erstmals in der Startelf.

 

Wann hast Du gespürt, dass sich etwas verändert und Du näher an die Startelf heranrückst?

Im Training habe ich es mit der Zeit gespürt, auch wie auch der Trainer mit mir gesprochen und mich einbezogen hat. Die Hoffnung, dass es so kommt, war natürlich immer da. Dass es dann auch wirklich so gekommen ist, ist wunderbar. Wichtig ist, die Chance zu bekommen und sie zu nutzen.

Du hast Dich zuletzt durch gute Leistungen in der Startelf festgespielt. Was hat aus Deiner Sicht den Ausschlag gegeben?

Zu Beginn einer Partie versuche ich, einfach zu spielen und die Bälle an den Mann zu bringen. Dabei vertraue ich auf meine Fähigkeiten und die meiner Mannschaftskollegen. Mein Credo ist, immer mein Bestes zu geben. 

Gibt es einen oder mehrere Momente, aus denen Du rückblickend am meisten gelernt hast?

Das war ganz sicher das Frankfurt-Spiel. So reinzustarten in eine Saison, in der ich als Rechtsverteidiger gespielt habe, und in der Halbzeit ausgewechselt zu werden, ist maximal unglücklich. Klar war es eine ungewohnte Position, mir war aber bewusst, dass ich es besser hätte spielen müssen. Die Auswechslung war auch völlig gerechtfertigt. Das war ein einschneidender Moment, aus dem ich viel gelernt habe. In dieser Saison war es eine der wichtigsten Erfahrungen, aus der ich am meisten mitgenommen habe. Es war eine Herausforderung, mich da herauszukämpfen, dies hat mich aber letztendlich noch viel stärker gemacht.

 

Elfadli_Testspiel

Daniel Elfadli (rechts) im Testspiel gegen den ungarischen Erstligisten Kecskeméti TE.

 

Am 21. September 2022 hast Du beim 0:0 gegen Uganda Dein Debüt in der libyschen Nationalmannschaft gefeiert, im dritten Spiel (3:2 gegen Niger) hat Du sogar getroffen. Beschreibe bitte die Bedeutung, die dieser Moment und das Tragen des Trikots für Dich hat.

Das waren unfassbare Emotionen. Es hat mich sehr stolz gemacht, für ein Land zu spielen. In diesem Fall war es das Land meines Vaters. Es war ein unvergessliches Erlebnis, ein ganz anderer Fußball, ein anderes Land, eine andere Kultur. Alle und alles kennenzulernen war eine unbezahlbare Erfahrung. Ich hoffe, dass ich weiterhin nominiert werde und freue mich auf weitere Länderspiele. 

Wegen der WM gab es diesmal eine längere Pause vor Weihnachten. Wie wichtig waren die freien Wochen und was hast Du gemacht?

Diese Pause war für uns alle gut und wichtig. Es hat geholfen, den Kopf und den Körper herunterzufahren. Gerade auch für mich hat sich dadurch die Chance ergeben, die vielen Erlebnisse der vergangenen Monate einzuordnen und für die anstehenden Aufgaben Kraft zu tanken. In der WM-Pause war ich bei meiner Familie und Freunden in Stuttgart, die ich länger nicht gesehen hatte. Diese Zeit genieße ich sehr. 

Momentan bereitet Ihr Euch in Side auf die Rückrunde vor. Worauf kommt es aus Deiner Sicht an?

Es wird wichtig sein, dass wir als Team noch enger zusammenrücken und dann die Prinzipien mit und gegen den Ball umsetzen, die der Trainer uns vorgibt. Diese Prinzipien haben wir in der Hinrunde bereits gezeigt, nur noch nicht konsequent genug. Das wollen wir in der Rückrunde ändern und noch besser machen.

 

Interview: 1. FC Magdeburg / Manuel Holscher

Fotos: 1. FC Magdeburg / Nicole Otremba (5), Norman Seidler (1)