
Mädchenpower am NLZ
Neustrukturierung der Altersklassen bei den Mädchen
Es ist Mittwoch nach eins; der Block Geschichte steht noch für die Klasse 9c auf der Stundentafel. Emely, Finja, Laura und Alica sitzen konzentriert über den gestellten Aufgaben im Fach Geschichte. Alle vier Mädchen sind seit diesem Schuljahr neu an der Schule und auch im Verein – Sportgymnasium und 1. FC Magdeburg heißen nun die neuen „Anker“. Eine Schulklingel gibt es hier nicht, „das ist aber nicht das einzig Neue hier“, erzählen die Vier kurz nach „Schulabpfiff“. Kurze Wege zwischen Internat, Schule und Sportplatz zählen sie auf, „jeden Tag mindestens einmal Training, und das sogar am Vormittag“, beschreibt U-15-Kickerin Finja Janek die neuen Bedingungen. In Schule und Verein seien sie gut aufgenommen worden. „Natürlich muss man sich umgewöhnen, zum Beispiel an den frühen Unterrichtsbeginn“, Innenverteidigerin Laura Loß nimmt`s mit einem Lächeln.
Während Finja und Laura für die U-15-Mädchen auflaufen, gehören Emely Manzel und Alica Sämisch der U-17-Mannschaft an. „Der Verein hat sich entschlossen, in der neuen Saison die Altersklassen bei den Mädchen neu zu strukturieren. Der Fokus liegt auf dem Leistungsbereich. Die U17 (Jahrgänge 2009/2010) spielt in der Landesliga gegen die C-Junioren. Die Mädchen der Jahrgänge 2011/2012 treten in der Spielunion C-Jungs gegen gleichaltrige Jungs an.“
U-15-Co-Trainer Christian Brachvogel erläutert die Neuaufteilung und auch die Gründe von Abgängen innerhalb der Mädchenmannschaften. Finja und Laura verstärken als Neuzugänge eben jene U15, die auf dem Großfeld die physische und dynamische Herausforderung annehmen will. „In Kraft und Tempo sind die Jungs ab der C-Jugend den Mädchen überlegen. Wir setzen taktische und spielerische Lösungen dagegen. Finja und Laura gehören zu einem 20-köpfigen Kader, der acht Neuzugänge aufweist. Neun der jungen Kickerinnen besuchen eine der beiden Sportschulen. Cheftrainer Tobias Lübs sowie die Co-Trainer Christian Brachvogel und Emma Lübs leiten das Training (dreimal wöchentlich). Zudem haben einige der Mädels noch ein Zweitspielrecht bei Jungsvereinen in ihrer Heimat und nehmen sogar dort noch am Training teil
Geeignet für die weitere stete Entwicklung der jungen Kickerinnen wäre ein reiner Mädchenspielbetrieb auf hohem Niveau. Eine Regionalliga, so wie bei den gleichaltrigen Jungen, ist nicht in Sicht. Im Saisonplan der U-15-Mannschaft des 1. FC Magdeburg stehen deshalb zusätzlich Testspiele und Turniere des NOFV. Vorerst grüßt das Team nach zwei Spielen von der Tabellenspitze.
Alica und Emely sind zwei der Neuzugänge der U-17-Mannschaft, die auch in dieser Saison in der Landesliga aufläuft. Im aktuellen Kader stehen 27 Spielerinnen. Die Begegnungen mit den U-15-Jungsmannschaften bieten viele Herausforderungen, an denen die Mädchen wachsen können, gute Gegner mit hohem Spieltempo. „Pro Spiel wird man immer besser“, beschreibt Alica die Motivation, die natürlich auch nach einer Niederlage hoch ist. Emely ergänzt: „Man lernt mehr, wenn man gegen Jungs spielt.“ Aber beide wissen auch: Nach wie vor gibt es den fehlenden Respekt und die Anerkennung des Mädchenfußballs seitens einiger Zuschauer. „Das steckt man weg, wir sind ja nicht aus Zucker!“ Mit Christian Stephan steht ein Trainer am Spielfeldrand, den die Mädchen respektvoll „Mentalitätscoach“ nennen. Positiv denken, ohne eine rosarote Brille aufzuhaben – mehr als nur ein Gefühl, welches die U-17-Mädchen lernen umzusetzen. Neben Cheftrainer Christian Stephan sind die Co-Trainer Manuel Glomb, Mia Wiese und Isabelle Böb für die Mädchen zuständig: „Wir wollen die Mädchen auf den Frauenspielbetrieb vorbereiten.“ Die derzeitige Tabellensituation spiegelt mit Sicherheit nicht das Potenzial dieser jungen Mädchentruppe wieder. Emely, Alica und die anderen jungen Fußballerinnen werden ihren Weg gehen, und vielleicht sehen wir in einigen Jahren die ein oder andere Spielerin im Regionalliga-Team des 1. FC Magdeburg.
Autorin: Almuth Steinhoff