Blau-Weiß interviewt – Andreas Müller

„Mein Ziel war immer klar

auf den Profifußball gerichtet.“

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Blau-Weiß interviewt – Andreas Müller
Über Hoffenheim und Walldorf an die Elbe. Den Vereinsfarben ist Andreas Müller dabei immer treu geblieben. Seit diesem Sommer steht der gebürtige Sinsheimer für den 1. FC Magdeburg auf dem Rasen.  Bei „Blau-Weiß interviewt“ berichtet der 20-jährige Neuzugang von seinem Weg in den Profifußball, spricht über seine persönlichen Ziele für die kommende Spielzeit und verrät, mit welchem Profi er gern einmal für einen Tag tauschen würde.
 
Andi, du bist in Sinsheim in Baden-Württemberg aufgewachsen. Wie blickst du, fernab von der sportlichen Entwicklung, auf deine Kindheit zurück?
Meine zwei Schwestern und ich hatten die beste Kindheit, die man sich wünschen kann. Unsere Eltern haben uns immer Vieles ermöglicht.
 
Acht Jahre lang warst du in der Nachwuchsabteilung der TSG 1899 Hoffenheim aktiv. Hättest du dir eine bessere sportliche Ausbildung vorstellen können?
Da ich in der Nähe meiner Heimat einen Bundesligaverein hatte, war das eine perfekte Situation für mich. Die fußballerische Ausbildung im Nachwuchsleistungszentrum von Hoffenheim habe ich als sehr gut empfunden.
 
Wie hast du es geschafft, die Balance zwischen der Schule und dem Sport zu halten?
Morgens bin ich ganz normal mit dem Bus in die Schule gefahren. Nach Schulschluss zwischen 12 und 14:00 Uhr ging es nach Zuzenhausen. Dort bekamen wir Unterstützung für schulische Angelegenheiten oder konnten etwas essen, bevor anschließend das Training startete. Meistens haben mich meine Eltern am Abend abgeholt. So war der Tag gut gefüllt.
 
„Natürlich hatte ich auch Stress in der Prüfungsphase, aber das ist ja völlig normal.“
 
Neben deinen sportlichen Ambitionen hast du dein Abitur gemacht, obwohl du an mehreren Tagen in der Woche Training hattest. Wie schwer fiel dir das?
Schwergefallen ist es mir nicht. Ich hatte immer das Ziel, die Schule zu beenden. Nach meinem Realschulabschluss habe ich mein Fachabitur gemacht. Da es eine Kooperation der Schule mit dem Sport gab, war das eine gelungene Sache. Natürlich hatte ich auch Stress in der Prüfungsphase, aber das ist ja völlig normal.
 
Du hattest immer den Traum vom Profifußball warst so lange Teil der TSG 1899 Hoffenheim. Den direkten Sprung in den Profifußball hast du nicht geschafft, aber von deinen Plänen hat es dich nicht abgebracht?
Mein Ziel war immer klar auf den Profifußball gerichtet. Nach der Zeit in Hoffenheim bin ich in ein kleines Loch gefallen, wurde dann aber in Walldorf gut aufgenommen. Dort hatte ich viel Spielzeit und konnte mich noch weiterentwickeln. Dass es so schnell geht, hätte ich selbst nicht gedacht. Aber es ist umso schöner, dass es geklappt hat.
 
„Ich musste nicht lange überlegen.“
 
Wie hat sich der Wechsel zum FCM angebahnt und schlussendlich auch vollzogen?
Anfangs habe ich in der Regionalliga nicht viel gespielt und war zeitweise auch verletzt. Die letzten vier Spiele vor dem Lockdown habe ich alle bestritten. Jedes davon konnten wir auch gewinnen. Im Allgemeinen spielten wir eine gute Saison und dann ist es normal, dass auch mal Teams aus höheren Ligen zuschauen. Den FCM-Scouts bin ich positiv aufgefallen. Durch Corona herrschte zunächst ausschließlich telefonischer Kontakt. Nach den Lockerungen fuhren mein Berater und ich nach Magdeburg und schauten uns alles an. Als ich das Umfeld des Vereins mit seinen Fans gesehen habe, musste ich nicht lange überlegen.

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Andreas Müller kommt im defensiven Mittelfeld zum Einsatz, hier im Test gegen den VfL Wolfsburg. (Foto: Sportfotos Magdeburg)

Wie fällt dein Fazit nach der Vorbereitung und den ersten Pflichtspielen aus? Gegen Darmstadt im DFB-Pokal hast du sogar schon erste Einsatzminuten bekommen.
Vergleichsweise war die Vorbereitung relativ kurz, aber trotzdem intensiv. Ich glaube, dass wir gut auf die Saison vorbereitet sind. Gegen Darmstadt habe ich schon beim Aufwärmen Gänsehaut bekommen. Obwohl nur 5.000 Fans da waren, hat es sich wie 30.000 angefühlt. Das war der absolute Wahnsinn. Leider konnten wir das Ergebnis dann nicht über die Zeit bringen.
 
Wie lange hast du gebraucht, um dich an die Trainingsintensität zu gewöhnen?
Der größte Sprung war für mich von der Jugendabteilung in die Regionalliga. Da herrscht ein enormer Unterschied im physischen Bereich. Auch der Wechsel von Walldorf in die 3. Liga war klar spürbar. Dadurch, dass man an den meisten Tagen zweimal trainiert, herrscht eine andere Belastung. Als Profifußballer kannst du dich rein auf das Sportliche konzentrieren, dich optimal vor- und nachbereiten sowie regenerieren, was mit einem Beruf nebenbei nicht möglich wäre.
 
In unserem Team gibt es viele junge, aber auch erfahrene Spieler. Was macht diese Mischung aus?
Ich war erfreut, wie gut die neuen Spieler, egal ob jünger oder älter, von der Mannschaft empfangen wurden. Ich wurde von allen sehr freundlich aufgenommen, es wird viel untereinander geredet. Manchmal spielen wir auch gemeinsam Karten.
 
„Gegen Darmstadt habe ich schon beim Aufwärmen Gänsehaut bekommen.“
 
Wie ist es für dich, wenn du neben einem bundesligaerfahrenen Spieler wie beispielsweise Jürgen Gjasula stehst. Ihr spielt ja beide auch auf der gleichen Position.
Als der Wechsel zum FCM feststand, kannte ich natürlich die meisten Namen im Kader schon. Es ist eine Ehre für mich, mit solchen Spielern zusammenspielen zu dürfen. Während des Spiels denkt man nicht so viel daran. Fußball bleibt eben Fußball. Trotzdem ist es schön, wenn man an die Hand genommen wird und noch viel für die Zukunft lernen kann.
 
Wie sieht deine Freizeitgestaltung in Magdeburg aus? Was konntest du bisher von der Stadt sehen?
Meine einzige Freizeitgestaltung lag bisher darin, die Stadt etwas genauer zu erkunden. Magdeburg mit dem Dom und der Elbe ist eine sehr schöne Stadt. Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr Aktivitäten durchführen kann.
 
Wie läuft der Austausch mit deiner Familie? Konnten sie dich schon in deiner neuen Heimat besuchen?
Bis jetzt läuft der tägliche Austausch mit der Familie nur per Handy über FaceTime oder WhatsApp ab. Beim Umzug haben mir meine Eltern geholfen, seitdem haben wir uns nicht mehr persönlich gesehen. Meine Schwester hat mich aber auf der Durchreise in den Urlaub besucht. Das war sehr schön.
 
Mit welchen persönlichen Zielen bist du zum FCM gekommen und wo möchtest du dich noch weiterentwickeln?
Es gibt noch viel zu verbessern. Dessen bin ich mir auch bewusst und das wird vom Trainerteam auch klar und offen angesprochen. Mein Ziel ist es, so oft wie möglich im Kader zu stehen und auch auf meine Einsatzminuten, wie beispielsweise schon gegen Darmstadt, zu kommen. Man will immer spielen. So möchte ich mich Stück für Stück an die Startelf heranarbeiten.
 
Um dich noch ein bisschen besser kennenzulernen, nun noch ein paar Fragen zur kurzen Beantwortung.
Auswärtsspiel: lieber gar keine Zuschauer oder alle Zuschauer gegen sich?
Lieber alle Zuschauer gegen sich. Ich bin gern der Underdog. Wenn man dann auch noch gewinnt, ist es natürlich eine Genugtuung.
 
Du darfst einmal sündigen: welche Süßigkeit gönnst du dir?
Wahrscheinlich M&M´s.
 
Lieber bei 3 °C oder bei 30 °C Fußball spielen?
Lieber bei 3 Grad.
 
Mit welchem Fußballer würdest du gern für einen Tag tauschen?
Arturo Vidal oder Lionel Messi wären meine Favoriten.
 
Welchen Beruf würdest du ausüben, wenn es mit dem Profifußball nicht geklappt hätte?
Das kann ich so nicht beantworten. Als Kind hatte ich einige handwerkliche Berufe im Auge. Ziel Nummer Eins war aber immer der Fußball.
 
Stichwort Handwerk – Eher einen Handwerker rufen oder selbst reparieren?
Meine Eltern haben mir einen Werkzeugkasten geschenkt. Das mache ich alles selbst.
 
Was macht dich wütend?
Ich hasse es, wenn ich verliere. Sonst werde ich vielleicht mal wütend, wenn eine meiner beiden Katzen irgendetwas runterschmeißt. Sonst bringt mich nichts so schnell aus der Ruhe.
 
Traumpass spielen oder Traumgrätsche ansetzen?
Schwierige Frage. Lieber einen Traumpass spielen. Schöne Grätschen sind aber auch toll.
 
Der größte Unterschied zwischen Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt?
Der Dialekt. Im Supermarkt werde ich öfter gefragt, was ich eigentlich meine.
 
Deine Lieblingsserie auf Netflix?
Haus des Geldes.
 
Dein Wunsch für die Zukunft?
In Frieden leben zu können und im Fußball erfolgreich zu sein.
 
 
Das komplette Video-Interview befindet sich auf dem offiziellen YouTube-Kanal des 1. FC Magdeburg.