Ein Porträt von Almuth Steinhoff

Richard Meier

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Ein Porträt von Almuth Steinhoff

Richard Meier ist für eine halbe Stunde an seine alte Schule zurückgekehrt. Am Sportgymnasium zieht an diesem Freitag durch eine Woche Winterfreizeit Ferienstimmung ein. Der ein oder andere Schüler schaut dem hochaufgewachsenen Fußballer nach, der zielstrebig die Eingangstreppe hochgeht, ohne Schulrucksack, dafür in der blau-weißen Präsentationskleidung seines Clubs. Für einige Minuten taucht Richard in vergangene Schul-Momente ein, beispielsweise „in den Französisch-Unterricht, den ich mit einem weiteren Trainingskollegen nur zu zweit hatte. Nach dieser Doppelstunde ging es dann zum Vormittagstraining“, erinnert sich der 19-Jährige.

Nach dem Fachhochschul-Abschluss im vergangenen Jahr konnte Richard sein Trainingsverhalten sowohl qualitativ als auch zeitumfänglich intensivieren. Ein optimaler Tag startet für ihn mit der Vormittagseinheit kurz nach 9 Uhr. Nach dem Training gehören die Minuten bis zum Mittagessen der „Nacharbeit“ – jetzt stehen Ausrollen mit der Faszienrolle, Dehnen und Fußball-Tennis auf dem persönlichen Plan. Die altbewährte Mittagsruhe, „auch wenn es nur eine halbe Stunde ist“, gönnt sich Richard des Öfteren, bevor sich die Jungs um 13.30 Uhr zur zweiten Einheit treffen.

 

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Seit 2018 spielt Richard Meier für den Nachwuchs des 1. FC Magdeburg.

 

Der seit einer Woche 19-jährige Stürmer ist vielfältig gefragt: Natürlich zuerst als Stammspieler in der U-19-Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Magdeburg. In den acht Begegnungen der laufenden Saison erzielte er bereits sieben Tore und steuerte zwei Assists bei. Richards derzeitiges Stammteam ist jedoch die U23, soll heißen, tägliches Training in der BuLi-Reserve, aber dann eben Abschlusstraining und Ligaspiel mit der U19. Und wenn es passt, ist ein Auflaufen für die U23 ebenfalls planbar. „Wir sind froh, mit Richard einen klassischen Mittelstürmer zu haben“, beschreibt U-19-Cheftrainer Daniel Wölfel den „Wanderer zwischen den Teams“ (aber nicht zwischen den Welten). „Unter der Woche haben U19 und U23 einige gemeinsame Einheiten“, und dass das Prinzip der Durchlässigkeit Erfolg hat, sieht man an Richard Meier - welcher im Übrigen mit diesem Namen von den Trainern nicht tituliert wird. „Richi“ oder „Richi Meier“ („wenn ich irgendeinen Bock gebaut habe“) hat sich eingeprägt und durchgesetzt. „Er ist ein Stürmertyp, den es aktuell nicht so häufig gibt“, ergänzt U-23-Coach Pascal Ibold und beschreibt Richards Körperlichkeit, seine Geradlinigkeit und das Durchsetzungsvermögen.

 

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Für die U23 erzielte „Richi“ Meier in der Verbandsliga bisher sieben Treffer.

 

Auch „Zweitliga-Luft“ schnupperte Richard bereits: Mitte Dezember hatte er Trainings-Premiere bei der „Ersten“; Anfang Januar erhielt er zwei Tage vor Abflug ins türkische Belek den Anruf für das zehntägige Trainingslager bei den Profis. „Neben der Gewöhnung an die Körperlichkeit, die im Männerfußball herrscht, habe ich besonders am Laufverhalten gearbeitet.“ Das Spiel gegen den Ball und das Antizipieren von Lösungsansätzen sind weitere Punkte, die Richard mit schnellen Schritten dorthin bringen könnten, wo er sich selbst sieht. „Ich habe mich schon immer mit älteren Spielern sehr gut verstanden und orientiere mich im Anspruch auch immer nach oben.“  Dieses merken auch die U-19-Trainingskameraden, welche sich vermehrt den ein oder anderen Rat von Richard holen und genau registrieren, dass der 19-Jährige über die A-Junioren hinaus gefragt ist.

 

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Richard Meier zu Besuch im Sportgymnasium, seiner alten Schule.

 

Ungewohnt war für Richard die Zuschauerrolle am beim Ligaspiel gegen Energie Cottbus. Das Geburtstagskind musste gelbgesperrt pausieren und brannte natürlich auf seinen Einsatz am 18. Februar beim Auswärtsspiel gegen Dynamo Dresden. „Richi geht eben dahin, wo es wehtut und setzt gern auch mal nach“, erklärt Daniel Wölfel die „gelbe Welle“ des Mittelstürmers. „Aber das ist eben auch eine Seite, mit der Richi umzugehen hat, und vielleicht wird er in Zukunft das ein oder andere Tackling weniger machen.“

Das Zeug zu Größerem wird Richard Meier von vielen Seiten bescheinigt. Unaufgeregt und fokussiert kann er diese Inputs reflektieren. Über ein „Slow Down“ berichtet der Gladauer gern: „Angeln, am liebsten an der Elbe, bringt mich echt runter und hilft mir bei jeglicher Problembewältigung.“ Sein größter Fang? „Ein 89cm langer Aal.“ Typisch: ein Raubfisch, der zielgerichtet auf Beute geht – so wie Richi mit seinem Torriecher im gegnerischen Strafraum.

 

Fotos: 1. FC Magdeburg / Norman Seidler (3), Almuth Steinhoff