Im Rahmen der Jubiläumssaison „Magdeburg international – 50 Jahre Europapokal“ hat eine Lesung und Diskussion mit Max-Jacob Ost stattgefunden.

Spannend und differenziert

Verein

Lesung und Diskussion mit Autor Max-Jacob Ost im OLi-Kino

Genau 50 Jahre nach dem Erfolg des 1. FC Magdeburg in der 1. Runde des Europapokals der Pokalsieger gegen NAC Breda (2:0) hat am Dienstagabend im OLi-Kino eine Lesung und anschließende Diskussion mit dem Autoren Max-Jacob Ost stattgefunden, der von Stefan Roggenthin begrüßt und eingeführt wurde. Ost lebt in München und ist Sportjournalist. Er ist Gründer und Moderator des Fußballpodcasts „Rasenfunk“, den er zu einem der meistgehörten deutschen Fußballpodcasts gemacht hat.

Im Mittelpunkt des Abends, der vom Fanprojekt Magdeburg organisiert wurde und Teil der Jubiläumssaison „Magdeburg international – 50 Jahre Europapokal“ war, stand sein Buch „Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“, das aus dem Podcast „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß“ entsprang.

Auch mit dem 1. FC Magdeburg kreuzten sich die Wege von Hoeneß, als er mit dem FC Bayern München im Europapokal der Landesmeister gegen den FCM antrat und am Ende auch durchsetzte (3:2, 2:1).
 


Ost berichtete im OLi-Kino in einer charmanten Mischung aus Lesung und offen gesprochener Einordnung der damaligen Zeit über das Leben von Hoeneß und die Entwicklung des deutschen Fußballs insgesamt. „An kaum einer Person kann man die Entwicklung des deutschen Fußballs so gut nacherzählen“, betonte Max-Jacob Ost, warum er sich dazu entschlossen hatte, über Uli Hoeneß zu schreiben. Vom Spieler, „der in frühen Jahren alles gewonnen hat“, bis hin zum Manager, „der den FC Bayern und den deutschen Fußball prägte“.

Vor allem die Anekdoten rund um die frühere Spielerzeit von Hoeneß waren spannend. So erzählte Ost auch von einer skurrilen Begebenheit vor dem Europapokal-Rückspiel beim FCM am 5. November 1974. Dort hatten die Verantwortlichen des FC Bayern nämlich aus Angst vor verunreinigtem Essen zunächst darauf verzichtet, im Hotel zu speisen. Dabei wurde von Magdeburger Seite wegen des prominenten Gastes ordentlich aufgefahren – vom Steak über weitere edle Speisen. Doch die Bayern-Profis saßen stattdessen im Mannschaftsbus und aßen selbst mitgebrachte Sandwiches. „Es wurde berichtet, dass die Hotel-Angestellten sehr betroffen waren und weinten. Zudem wurden die Bayern-Spieler von zahlreichen Fans beim Essen beobachtet“, so Ost. Letztendlich lenkte der FC Bayern ein und nahm die Mahlzeiten im Hotel ein.

Auch die Wendezeit wurde besprochen und die einhergehenden Probleme für viele ostdeutsche Vereine, die zunächst ihre Spieler an westdeutsche Vereine verloren, finanzielle Probleme hatten und dann häufig von der Fußball-Landkarte verschwanden.

Es waren diese Erzählungen und die sympathische Art des Autors, die den Abend im gut gefüllten Saal des OLi-Kinos zu einem Erlebnis werden ließen.
 



Nach einer kurzen Pause bat Ost dann das Publikum darum, Fragen zu stellen. Von persönlichen Fragen an ihn selbst bis hin zu Fragen zum heutigen Fußball war alles dabei. Sehr differenziert und auch selbstkritisch und kritisch in die Richtung der Fragensteller äußerte er zum Beispiel: „Oft wird der Ruf nach Typen laut. Aber wenn wir ehrlich sind: Wollen wir überhaupt diese Typen oder tragen wir nicht sogar dazu bei, dass sich Typen kaum noch entwickeln können, da viel aus dem Zusammenhang gerissen wird und sich jeder deshalb genau überlegt, was er sagt.“

Letztendlich waren es rund dreieinhalb Stunden voller Erkenntnisse über Uli Hoeneß, eine tolle Einordnung des deutschen Fußballs der vergangenen Jahrzehnte und viele, viele schöne Anekdoten.

Text: 1. FC Magdeburg / Manuel Holscher
Foto: 1. FC Magdeburg / Norman Seidler