Ein Porträt von Almuth Steinhoff

Tjark und

sein Plan A

NLZ

Ein Porträt von Almuth Steinhoff

Am Freitagabend hatte Tjark Möbius einen wichtigen Termin – nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Schule und auf dem Trainingsplatz, nach einer intensiven Woche in seiner neuen Wahlheimat Magdeburg. Der 14-Jährige war unter den zahlreichen Zuschauern des Länderspiels der U-21-Mannschaften Deutschlands und Frankreichs in der MDCC-Arena und hatte im Block 8 optimale Bedingungen, um Nationalspiel-Luft zu schnuppern. Ein Muss für den ehrgeizigen Torhüter, der sich auch aus einer Begegnung „mit eher wenigen Torchancen“ Anregungen für das eigene Spiel abschauen konnte. Am Stadion, in dem die „Erste“ ihre Zweitligaspiele austrägt, läuft Tjark auf dem Weg zum Training sonst normalerweise vorbei. Es sei denn, die U-15-Jungs haben einen Termin für das offizielle Mannschaftsfoto und die Portraitaufnahmen, oder ein Teil des Teams stellt die Balljungen bei den Heimspielen des 1. FC Magdeburg.

In der Woche prägen Sportinternat, Sportsekundarschule, Mensa und die Trainingsplätze am HB-Immobilien-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) den Alltag des Frankfurters von der Oder, der nun seit einigen Wochen ein Blau-Weißer ist. „Hier gefällt mir alles“, berichtet Tjark, gefragt vor dem wöchentlichen Abschlusstraining. Dass schon am kommenden Tag in Sachsen-Anhalts Süden das Regionalliga-Spiel mit Derbycharakter ansteht, „passiert eben morgen, da werde ich alles für das Team geben.“ Unaufgeregt und fokussiert erzählt der 14-Jährige über seine neue fußballerische Heimat, über die Anforderungen in der Schule (Lieblingsfächer Sport und Musik) und bei den täglichen Übungseinheiten. Es scheint, dass Tjark schon nach kurzer Zeit im neuen Lebensumfeld in der Elbestadt angekommen ist. Seine Trainer bescheinigen ihm neben dem enormen Lernwillen eben auch jenen Leistungszuwachs, der bei optimalen Bedingungen erwartbar ist.

Auch dem DFB blieben Tjarks Fähigkeiten (bei einem Sichtungsturnier in Brandenburg) nicht verborgen. So weilte er vom 11. bis 14. September beim U-15-Lehrgang in Steinberg. Als einer von vier Torhütern gehörte er neben 23 Feldspielern zu jenen hoffnungsvollen Talenten, die sich für die U-15-Nationalmannschaft empfehlen wollen. „Doch das ist Natio, hier in Magdeburg bin ich für mein Team da“, setzt Tjark klare Prioritäten. Seine Stärke („In der Zielverteidigung bin ich schon ganz gut, abtauchen kann ich.“) formuliert er genauso klar wie auch seine Potentiale: „Meinen zweitstärksten Fuß muss ich verstärkt trainieren, schließlich bin ich für den Spielaufbau auf beiden Seiten zuständig.“ Man hört Tjark auf dem Platz – bei seiner Arbeit ist er „wie im Tunnel“ und trotzdem präsent. „Kette raus“ oder „Hoch stehen!“ sowie Insider, welche hier nicht unbedingt verraten werden sollen – Tjark ist ein lauter Torhüter und scheut auch die klaren Ansagen nicht. Als Vorbild Thibaut Courtois von Real Madrid, warum nicht? Der doppelt so alte Belgier debütierte schon jung im Nationalteam.

Ähnliches steht auch auf der To-Do-Liste des 14-jährigen Tjark Möbius. „Raumverteidigung und fußballerische Aspekte stehen für ihn in der nächsten Zeit an“, weiß Torwarttrainer Christian Gropius und setzt voraus, dass sich Tjark nach dem Interview selbständig warmmacht und vor allem ausgiebig dehnt. „Adduktoren, Oberschenkel, Rumpf und Arme, da muss ich besonders sorgfältig arbeiten“, erklärt Tjark, der jetzt schon „im Tunnel für das wichtige Abschlusstraining“ ist.

Im Übrigen haben die U-15-Jungs die Auswärtsbegegnung gegen den Halleschen FC am vergangenen Wochenende mit 3:1 gewonnen. Die Mannschaft rangiert aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz in der Regionalliga-Tabelle. Nun folgen zwei Heimspiele, in denen sich Tjark erneut beweisen möchte, nicht zuletzt mit Tricks und Kniffen aus dem DFB-Lehrgang.

 

Text: Almuth Steinhoff

Foto: Tjark Möbius (2.v.r.) beim DFB-Lehrgang in Steinberg. Foto: Privat