U17 trainiert für großes Ziel

NLZ

von Almuth Steinhoff

Laute Musik dringt aus der Kabine. Geht man an der Tür vorbei, hört man die Jungs mitsingen; Rap und Schlager sind derzeit angesagt. U17-Cheftrainer Matthias Buszkowiak schmunzelt über seine „Kabinensänger“, weiß er doch um die Wichtigkeit bestimmter Rituale in der Mannschaft, ob nun vor dem Training oder den Spielen. In diesem Altersbereich klopfen die Jungs am Leistungsbereich an. Auf dem Fußballstundenplan der 15- und 16-jährigen Jungs steht neben der weiteren Arbeit an individuellen Schwerpunkten in dieser Saison vorrangig die Mannschaftstaktik. Voraussetzung dafür ist die hundertprozentige Identifikation mit dem Verein. Würde es ein Zeugnis mit dem Fach „mannschaftsdienliches Verhalten“ geben, könnte das Trainerteam nur gute und sehr gute Bewertungen verteilen.

Die zwei Januarwochen, als in der Vorbereitung Training ohne Ball angesetzt war, nutzte das Team für die Arbeit im läuferischen und konditionellen Bereich. Auch die Athletik stand in dieser Zeit ganz oben auf der Agenda. „Gerade die anstrengenden Läufe zeigten, dass ein Team unterwegs war. Hier haben sich die Jungs gegenseitig mitgezogen; sie scheuten sich auch nicht davor, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Alles, was ohne Ball ist, macht ja bekanntlich nicht immer Spaß“, beschreibt Matthias Buszkowiak die Befindlichkeiten in den ersten Tagen nach der Winterpause.

Als nach und nach mehr mit dem Ball gearbeitet wurde, zeigten sich die Fortschritte sowohl auf dem Trainingsplatz als auch bei den Testspielen gegen den U17-Bundesligisten aus Halle und das Regionalligateam von Hannover 96 (jeweils Unentschieden). Vielleicht sind es die Verbesserungen im Tempobereich und in der Ausdauer, die in den kommenden Ligaspielen den Unterschied machen. Diese „Schippe draufzulegen“ sind die Jungs in der Lage, denn sie streben einen der beiden Plätze an, die als Sprungbrett für die B-Junioren Bundesliga reserviert sind. Situationen im Ballbesitz gegen tief stehende Gegner und schnelles Umschaltspiel stehen mit Sicherheit in den kommenden Übungseinheiten auf dem Zettel des Trainerteams.

Natürlich gibt es im Team eine Hierarchie; diese sehen Matthias Buszkowiak und Co-Trainer Lukas Kalkoff auf jeden Fall positiv. Führungsspieler wie Kapitän Eldin Djogovic, Kieran Ike, Franz Heise und Malte Domitz übernehmen zunehmend Verantwortung, vermitteln den Teamkollegen Sicherheit und schaffen so eine gesunde Mannschaftsstruktur, in welcher jeder der 22 Jungs seine wichtige Aufgabe hat. Viele Abläufe im täglichen Trainingsgeschäft sind inzwischen Selbstverständlichkeiten geworden. Auch über die „Hausaufgaben“ in Sachen selbständiger Nachbereitung verliert das Trainerteam nur noch wenige Worte. „Die Jungs sind megafleißig, bleiben häufig noch draußen auf dem Platz und versuchen sich zu verbessern.“

Der Kraftraum in der Mehrzweckhalle, die Physiotherapie und die Sauna gleich gegenüber – kurze Wege im Sportkomplex an der Friedrich-Ebert-Straße erleichtern die langen Arbeitstage. „Auch die kurzfristige und unproblematische Freistellung am vergangenen Freitag für eine letzte Trainingseinheit vor der Abfahrt zum Auswärtsspiel in Rostock unterstützt unsere Arbeit“, umreißt Buszkowiak den oftmaligen Spagat zwischen Schule und Sport.

Trainer und Spieler gehen durchaus ambitioniert in die zweite Hälfte der Regionalliga-Saison. Als aktuell Viertplatzierter in Schlagdistanz zu den beiden begehrten Tabellenplätzen hat es die U17 des 1. FC Magdeburg selbst in der Hand, in der kommenden Saison nach zwei Jahren Abstinenz wieder in der B-Junioren Bundesliga zu spielen. Ein erster Schritt ist der anvisierte Dreier in der Hansestadt.

Mit einem Mannschaftskreis kurz vor der Abfahrt schwören sich die Jungs auf die Auswärtsaufgabe ein. Diese gestaltet sich, wie alle erwartet haben, schwer. Nach einem umkämpften Spiel bleiben die Punkte in Rostock; zwei rote Karten besiegeln in den Schlussminuten die bittere und unnötige Niederlage. Doch wer die Mannschaft kennt, kann sicher sein, dass sie gestärkt aus diesem Tief hervorgeht. Und schon am Montag werden Mannschaftskreis und Kabinenmusik wieder zum alltäglichen Trainingsgeschäft gehören – ein langer, aber machbarer Weg liegt vor den U17-Jungs.
 
Foto: Almuth Steinhoff