Zwischen den Fußballwelten
Sechs U19-Spieler im Dunstkreis des Profifußballs
von Almuth Steinhoff
„Zweifel und Gewissheit“ begleiten die sechs Youngster tagtäglich, ob bei den Übungseinheiten, in der Ausbildung oder beim Bewältigen des Spagats zwischen „U19-Azubi“ und Männerfußball. Natürlich gehören „Zögern und Entschlossenheit“ zum Erwachsenwerden dazu, in einer Zeit, die so ganz anders ist als die vergleichsweise einfache NLZ-Zeit. In den letzten Wochen konnten Ole Hoch, Eldin Dzogovic und Leon Schmökel verstärkt mit den Profis trainieren; gefühlte Fußball-Normalität erleben und manchmal auf der Ersatzbank Platz nehmen.
Klar, zum einen der U23-Regel geschuldet, zum anderen aber auch der Trainerphilosophie des Christian Titz zugeordnet.: „Fehler sind erlaubt, denn die können passieren“, ist für die Jungs keine Entschuldigung, sondern erst recht Ansporn, es ständig besser zu machen. Inzwischen wird den Jungs bescheinigt, dass „sie sich gut reinfinden und es wirklich gut machen“. Ein Lob aus dem Mund des Cheftrainers, welches stets auch Verpflichtung ist, immer alles abzurufen, was man bisher gelernt hat.
„Bei mir fangen die Spieler bei Null an; jeder hat die Chance, sich zu präsentieren“, das gilt eben auch für die Jungspunde. Als Ole Hoch, welcher schon mehrmals im Kader stand, letzte Vorbereitungen für die Abiturprüfung im Fach Biologie traf, saß Abwehrmann Leon Schmökel im Mannschaftsbus nach Saarbrücken und erlebte am Mittwochabend das Debüt bei den Profis. Drei Minuten Spielzeit nach sieben Wochen Profitraining, zwei Ballkontakte – ein Erlebnis, welches der 18-Jährige immer im Herzen tragen wird - eine Ehre, die ersten Profiminuten für den 1. FCM zu sammeln.
FCM-Cheftrainer Christian Titz begutachtet regelmäßig Nachwuchsspieler beim Profitraining. (Foto: 1. FC Magdeburg)
Tom Schlitter, dritter Torhüter bei den Profis, kennt die Situation bereits; befand sich mit Philipp Harant und dem derzeit verletzten Tom Weiß (ehemalige Teamkollegen aus der U19-Zeit) des Öfteren in der Bankwarteschleife. Auch aktuell steht der 19-Jährige im Spielerkader. „Unmöglich oder machbar“ – Cheftrainer Christian Titz weiß um die Wirkung von motivierenden Worten, setzt gezielt auf die Information hinter der Aussage. So zitierte er in seiner Hamburger Zeit Ex-Basketballer Michael Jordan und spiegelt drei Jahre später elbabwärts damit die gleichen Befindlichkeiten: „Ich kann Scheitern akzeptieren; jeder scheitert bei etwas. Aber was ich nicht akzeptieren kann, ist, es nicht versucht zu haben.“
Das Sextett, die Torhüter Tom Schlitter und Lukas Böhm inbegriffen, nutzt täglich die Chance, nicht zu scheitern und sich immer besser in die Trainingsabläufe hineinzufinden. „U19 bedeutet immer noch Ausbildungsteam, Begleitung und Entwicklung von Spielern, Wertevermittlung, sich in einer Gruppe zurecht zu finden - bei den Männern zählt vorrangig das Resultat, Fußball ist Ergebnissport.“ So nüchtern sich diese Titzschen Fakten lesen, jeder der Jungs verbindet mit dem Sprung auf den Trainingsplatz hinter den NLZ-Kunstrasenplätzen ganz persönliche Ambitionen. Ein Vertrag bei den Profis ist ein Traum, der nur selten Wirklichkeit wird.
Nils Butzen, Tarek Chahed, Philipp Harant sind aus der Jugend hochgerückt; viele andere talentierte Jungs nutzten ihre hervorragende fußballerische Ausbildung am Sparkassen- Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Magdeburg, um in der Regionalliga Fuß zu fassen. Theo Ogbidi (Chemnitzer FC), Pascal Schmedemann (Hannover 96 II), Leon Heynke (Lok Leipzig), Elias Löder (Germania Halberstadt) und Anton Kanther (BSG Chemie Leipzig) seien da aus der jüngeren Vergangenheit genannt.
Zurzeit laufen die ersten Vertragsgespräche. Die sechs Jungs können jeden Tag aufs Neue wählen: „Zögern und Entschlossenheit, Langweiler oder Visionär …“ - Im Übrigen, den zitierten PUR-Song hat keiner der Jungs als gesungenes Einstiegsritual bei den Profis genommen.
Fotos: 1. FC Magdeburg